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Profanierung der Filialkirche St. Remigius in Remmesweiler mit bewegendem Gottesdienst

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Remmesweiler – Ein letztes Mal haben die Glocken von St. Remigius in Remmesweiler (Ortsteil von St. Wendel) am Sonntag, 30. Oktober, zum Gottesdienst gerufen. Rund 200 Christinnen und Christen sind dem Ruf gefolgt, um Abschied von ihrer Filialkirche zu nehmen. Das 1933 eingeweihte Gotteshaus, das zur Pfarrei St. Martin Niederlinxweiler gehört, wurde seit Ende 2019 nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Im Juni 2021 hatte die Kirchengemeinde Bischof Dr. Stephan Ackermann gebeten, die Profanierung, also Entwidmung, der Filialkirche einzuleiten. Zu groß waren die baulichen Mängel: Allein für die kaputte Kanalisation und die Erneuerung der defekten Heizung hätten rund 250.000 Euro investiert werden müssen. Zuletzt hatten zudem nur noch rund 20 Gläubige an den Gottesdiensten teilgenommen.

Der St. Wendeler Pastor Klaus Leist zelebrierte gemeinsam mit Kooperator Bernhard Zöllner, Pfarrer im Ruhestand Erwin Recktenwald und Diakon Andreas Czulak zum letzten Mal die Eucharistie. Am Ende verlas Leist das Dekret des Trierer Bischofs zur Profanierung der Kirche. Sie verliert damit ihre Funktion als Gottesdienstort. „Es ist für uns alle eine schwere Stunde und für Sie, die Remmesweiler Christen, ein schwerer Weg gewesen, heute Nachmittag hierherzukommen. Aber es ist ein unausweichlicher Weg“, sagte Leist. Trotz schweren Herzens und innerer Trauer, dürften die Christinnen und Christen dankbar auf die 89-jährige Geschichte blicken. „In diesem Kirchenraum ist das Heil geschenkt worden“, blickte Leist zurück. Menschen feierten die Eucharistie, empfingen die Sakramente, sangen das Gotteslob. „Menschen kamen hierher mit all dem, was sie auf ihren Herzen getragen haben. Sie haben sich trösten lassen und haben sich Gott mit allem anvertraut“, sagte Leist in seiner Predigt. So dürften die Remmesweiler Katholiken zugleich mutig nach vorne schauen: „Die Kirche wird ab heute geschlossen sein, aber das christliche Leben, unser Glaube, endet doch damit nicht. Wir sind getauft, gefirmt, berufen. Wir werden nicht heimatlos. Die Geschichte Gottes mit den Menschen hier vor Ort geht weiter. Gott ist überall, er ist uns Menschen weiterhin nahe.“ Doch seien die Gläubigen aufgerufen, Jesus immer wieder neu zu suchen, auch an anderen Orten. Der Pastor versprach, dass die Seelsorge vor Ort weiter gewährleistet werde: „Wir werden auch in Zukunft alle Sakramente spenden, die von uns angefragt werden.“ Künftig könnte die Gemeinde in der evangelischen Kirche von Remmesweiler Gottesdienst feiern. „Für diese Gastfreundschaft und dieses ökumenische Zeichen dürfen und müssen wir sehr dankbar sein“, sagte Leist, „unsere Gemeinde bleibt weiter lebendig, wenn die Christen hier vor Ort es wollen. Leist dankte allen, die für den Bau der Kirche und ihren Erhalt gekämpft haben und dafür viel Zeit und Geld investiert haben.“

Ein emotionaler Abschied

Vielen Gottesdienstteilnehmern standen die Tränen in den Augen, als Leist das Dekret des Bischofs zur Profanierung verlas. Viele der älteren Gläubigen hatten in St. Remigius die Taufen und Erstkommunionfeiern ihrer Kinder erlebt, Ehejubiläen gefeiert, in der Kirche ihre Heimat gefunden. Frank Zeyer und Hausmeister Helmut Sossong brachen mit Hammer und Meißel den Altar auf, aus dem Pastor Leist die Reliquie entnahm. „Ich weiß, was ich Ihnen beiden mit dieser nicht leichten emotionalen Aufgabe zugemutet habe“, dankte Leist den Männern. Die Reliquie des Heiligen Remigius wird nun in der Pfarrkirche St. Martin in Niederlinxweiler verwahrt. Die Priester löschten das Ewige Licht und nahmen das Allerheiligste aus dem Tabernakel. Die Anwesenden waren eingeladen, ein Stück Marmor aus dem Altar als Erinnerung mit nach Hause nehmen.

An diesem letzten Gottesdienst nahmen auch der Bürgermeister von St. Wendel, Peter Klär, Ortsvorsteherin Elisabeth Krob sowie der evangelische Pfarrer von Niederlinxweiler Wolfang Meyer teil. Die Kollekte der Eucharistiefeier kommt der im Bau befindlichen ökumenischen Kindertagesstätte in Niederlinxweiler zugute. Auch der Kirchenbauverein spendet bei seiner Auflösung seine verbliebenen Mittel der neuen Kita. Musikalisch gestaltet wurde die Messe von den Kirchenchören aus St. Anna, Bliesen und Winterbach unter der Leitung von Michael Klein.

Realität angenommen

„Es ist ein schwerer Tag und mir ist schwer ums Herz“, sagte auch Stefan Schumacher vom Kirchengemeinderat. „Als ich vor 35 Jahren hier an Weihnachten Messdiener war, hatten wir im Altarraum nicht genug Platz für alle Messdiener. Doch nichts ist mehr so wie damals.“ Die Entscheidung zur Profanierung sei den Gremien schwer gefallen. „Aber die Profanierung war alternativlos und die Entscheidung fiel einstimmig“, so der 48-Jährige. Gegen die Entscheidung regte sich damals kein Protest. „Die Leute haben die Realität erkannt.“

Die Zukunft der ehemaligen Kirche und des Geländes ist noch offen. „Diese Entscheidung soll jedoch unmittelbar nach der Profanierung im Kirchengemeinderat getroffen werden. Hierüber werden wir die Pfarrangehörigen umgehend informieren“, kündigte Pastor Leist an. Er versprach, dass eine Entscheidung im Sinne der Dorfgemeinschaft getroffen werden soll. „Wir werden uns auch mit allen Kräften darum bemühen, mit dem neuen Eigentümer so zu verhandeln, dass der Kirchturm weiter so lange stehen bleibt, wie dies bautechnisch möglich ist, damit die Glocken weiterhin läuten können.“

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Pastor Klaus Leist entnimmt die Reliquie des heiligen Remigius aus dem aufgebrochenen Altar in Remmesweiler. Foto: Ute Kirch

Hintergrund:

In den Jahren 1926/27 gründeten Remmesweiler Katholiken den Kirchbauverein mit dem Ziel, ihr eigenes Gotteshaus zu errichten. Damals gehörte der Ort noch zur Großpfarrei Ottweiler, was mit weiten Fußwegen zur nächst gelegenen Kirche verbunden war. Doch erst nach der Versetzung des damaligen Ottweiler Pastors, der sich gegen das Vorhaben gewehrt hatte, konnten die Pläne umgesetzt werden. Im April 1932 stimmte das Bischöfliche Generalvikariat Trier dem Kirchbau zu, der im Sommer begann. Einweihung war am 21. Mai 1933. In den Jahren 1966/67 wurde die Kirche um den Chorraum erweitert, sodass 260 Personen Platz fanden. Im Juni 2021 bat Pastor Klaus Leist nach einem entsprechenden Beschluss des Verwaltungsrats der Kirchengemeinde Niederlinxweiler den Trierer Bischof um die Einleitung des Profanierungs-Verfahrens. Nachdem auch die Fachabteilungen des Bischöflichen Generalvikariats der Profanierung zugestimmt hatten, unterzeichnete am 28. August 2022 Bischof Ackermann das Profanierungs-Dekret. Am 30. Oktober wurde die Filialkirche profaniert.

(uk)

Quelle: Bistum Trier

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