Die Veröffentlichungen der letzten Tage, insbesondere in der Saarbrücker Zeitung, dokumentieren ein unverhohlenes Zerwürfnis innerhalb des Präsidiums des 1. FC Saarbrücken. Dabei stehen sich zwei Gruppen gegenüber: Salvo Pitino, der im Aufsichtsrat auf seine ehemaligen Kollegen von „Unser FC“ vertrauen kann, mit denen er seit 2015 verbunden ist, und dem Präsidenten Hartmut Ostermann, der ebenfalls feste Unterstützer im Aufsichtsrat und den Vereinsstrukturen hinter sich weiß. Dazu zählt auch Chefcoach und Manager Rüdiger Ziehl, welcher zeitweise unter starken Beschuss seitens Pitino geriet, weil er Jacopo Sardo, an dessen Verpflichtung der Vizepräsident mitgewirkt hatte, im Ligabetrieb nicht berücksichtigt.
Die Kontroverse um den italienischen Jugendspieler erwies sich aber nur als Spitze des Eisberges, denn im November sickerte durch, dass der als Pitino-Vertraute und Administrator des Webshops, Andreas Wolny, vom Präsidenten und Schatzmeister gekündigt worden war. Die Unterschrift des Vizepräsidenten fehlte unter dem entsprechenden Dokument und so verwundert es nicht, dass sich Pitino und Wolny regelmäßig gemeinsam bei Spielen oder anderen Veranstaltungen in der Öffentlichkeit zeigten.
Gestern wurde nun auch bestätigt, was schon lange eigentlich Gewissheit war: Unter einem Präsidenten Ostermann wird es keinen Proficampus auf dem Gelände der Maxi Sports GmbH geben. Der Verein gab nicht die dafür notwenige Erklärung gegenüber der Stadt ab, dass es sich um ein Projekt des Vereines gehandelt habe. Warum eigentlich nicht, fragt man sich. Schließlich hatte sich Präsident Ostermann während der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung seines Vizes im Frühjahr 2023 doch klar hinter das Vorhaben gestellt. Nun erfuhren wir den Hinderungsgrund aus dessen Kreisen: „Wir wären nur Mieter gewesen, kein Eigentümer.“
Dass die Stadt nun ihre Räumungsverfügung für das illegal aufgehäufte städtische Areal in der Galgendell an die Maxi Sports GmbH übermitteln wird, bedeutet – zumindest wenn man einem heute auf einer Seite des Pitino-Vertrauten und Aufsichtsratsmitglieds Michael Haubrich erschienen Beitrages Glauben schenken darf – noch NICHT das Ende des Proficampus: „…da es bereits seit längerer Zeit heißt, dass dieser Antrag für die städtisch öffentliche Fläche der 1. FC Saarbrücken als Verein selbst einreichen soll, um das öffentliche Interesse zu wahren. Die Stadt hatte dies gar zur Bedingung gemacht. Daher zog die Maxi Sports den Widerspruch zurück, um den Weg, für einen eigenen Antrag des Clubs, frei zu machen. Das wiederum würde bedeuten, dass der „Traum vom Proficampus an der Galgendell“ eben doch noch nicht „ausgeträumt“ sei.“
Unser Schluss aus dieser Darstellung lautet: Wenn der Verein zwei Jahre lang unter dem Präsidium Ostermann der Landeshauptstadt gegenüber keine Projektbeteiligung erklären wollte, dann wird dies nur ein anderes, zukünftiges Präsidium machen.
Wir fragten deshalb sowohl den Vizepräsidenten Salvo Pitino als auch den Präsidenten Hartmut Ostermann an, ob sie das Amt des Präsidenten im Herbst (wieder) anstreben.
Von Seiten Ostermann erhielten wir folgende Nachricht: „Der Präsident trifft Entscheidungen, wenn sie anstehen. Bis zur Neuwahl des Aufsichtsrates und der daraus resultierenden Bestellung eines neuen Präsidiums ist noch ein Jahr Zeit“.
Salvo Pitino antwortete nicht. Dafür die Pressesprecherin Katharina Essigkrug, die lediglich angab, dass alle Anfragen über die Pressestelle zu laufen hätten. Eine Antwort blieb sie schuldig. Aber vielleicht äußert sich Pitino ja im Rahmen der heutigen Mitgliederversammlung. Die dürfte angesichts der beschriebenen Situation auf jeden Fall interessant werden.
Insbesondere die (betriebswirtschaftliche) Bilanz der Pokalsaison, die Schatzmeister Dieter Weller erklären wird, hat schon im Vorfeld für reges Interesse gesorgt. So findet sich unter TOP 11 der Punkt „Antrag auf Auskunft der Mittelverwendung DFB Pokal-Einnahmen“. Wenig später können die Mitglieder entscheiden, ob sie fünf vorgeschlagene Kandidaten zum Ehrenmitglied ernennen möchten.