Viele Menschen betreiben ihren Job als Broterwerb. Das Leben beginnt nach dem die Arbeit beendet ist. Bei Rosario Scivoli verhält sich das anders…
„Es ist genau das, was ich immer machen wollte!“ Rosario Scivoli meint die Schuh-macherei, denn Arbeiten mit Holz und Leder haben den Sohn einer Modeschneiderin immer gereitzt. Bevor er in seinem Traumberuf angekommen war, hatte er schon eine Lehre als Schreiner und eine Schweißerprüfung absolviert. Und dann hatte ihm sein Schwiegervater das Schuhmacherhandwerk nahegelegt. Er konnte reinschnuppern, entschied sich dafür und zog die Ausbildung durch. Seinen Meistertitel erreichte er 1998 mit 100 von 100 Punkten.
Ein älterer Herr mit südländischer Erscheinung betritt den mit dezentem Parkett ausgelegten Laden, in dem sich viele Elemente vereinen. Ein klassischer Vitrinenschrank auf der einen Seite, eine Theke mit Monitor auf der anderen. Natürlich wird Signore G. Auf italienisch begrüßt. Rosario Scivoli wurde als Sohn sizilianischer Eltern zwar in Quierschied geboren, doch seine Muttersprache beherrscht er selbstverständlich bestens. Hier wechselt es nun zwischen Italienisch und saarländischem Dialekt. Es geht um die Datenschutzerklärung, die der ältere Herr unterzeichnen soll. „Nuovo legge europeo“ erklärt der Meister dem Kunden, der ein paar reparierte Schuhe abholen möchte. „Una borsa?“ fragt Rosario Scivoli, bevor man sich verabschiedet. Und schon steht der nächste Kunde am Tresen: Ein junger Mann, der sich offensichtlich intensiv mit der Materie beschäftigt hat und den Geschäftsinhaber nach der Goodyear-Methode befragt. „Wer 500 Euro für ein paar Schuhe ausgibt, der informiert sich auch darüber.“ erklärt Rosario Scivoli später.
Maßschuhe, also individuell angefertigtes Schuhwerk – das ist es, was Rosario Scivoli am liebsten macht. Dafür hat er seinen Betrieb ausgestattet. Es gibt einen Scanner, der die Fußsohlen ablichtet, und einen selbst entwickelten Stand, an dem die Körperhaltung des Kunden geprüft wird. Alle Angaben fließen zusammen in einen ersten Rohling aus Holz, der dann in drei, manchmal vier Schritten bis zum Endprodukt angepasst wird. Dann verläßt der Kunde den Laden mit einem Schuh, der tatsächlich passt wie angegossen. Und nicht nur das: Er sieht auch noch elegant gut aus!
Die Schäfte lässt Rosario Scivoli nicht umsonst bei einem kleinen Betrieb in der Toscana herstellen, der beispielsweise auch exklusive Kleinserien für Gucci und Louis Vuitton fertigt. „Früher haben wir die Schäfte selbst genäht. Aber die Kollegen sind darauf spezialisiert und liefern allerbeste Qualität.“ Er schickt ihnen die 3D-Modelle (Leisten) und das vom Kunden ausgewählte Leder, von dem er übrigens immer verschiedene Sorten auf Lager hat – und erhält die fertigen Schäfte zurück.
Unterstützt wird Rosario Scivoli von seiner Gattin, Teilzeitkraft und „Mädchen für Alles“, Heike Keller, sowie Nikita Frol und seiner Tochter Julia, beide ebenfalls Meister ihres Fachs. Nikita Frol ist ein Experte für die Fertigung der orthopädischen Schuhe. Tochter Julia hat den Einlagenbau unter sich. Zusammen sind sie ein perfekt harmonierendes Team. Das muss auch so sein, denn Rosario Scivoli hat höchste Ansprüche an die Qualität, egal ob es um Maßschuhe, orthopädische Schuhe oder Reparaturen geht.
„Der Kunde soll aus Überzeugung zu uns kommen!“
Diesem Anspruch hält nicht jeder Stand. Und es gibt auch nur sehr wenig qualifiziertes Personal auf dem Markt, was er sehr bedauert, denn der Bedarf auf hochqualitative Produkte aus dem Schumacher-Handwerk ist gegeben. Doch jammern gilt nicht, sagt Rosario Scivoli, der übrigens seit 8 Jahren auch Landesinnungsmeister des Schuhmacher-Handwerks ist und sich vorher schon im Landesprüfungsausschuss und als stellvertretender Innungsmeister engagiert hatte. Bis vor fünf Jahren war er auch Vorsitzender des Bundesprüfungsaus-schusses.
Das Leben mit einem Beruf als Berufung kann durchaus auch zu einer – lebensgefährlichen – Belastung werden. Rosario Scivoli hat seine Erfahren gemacht und die Lehren daraus gezogen. Früher hat er bei der Spvvg. Quierschied Fußball gespielt und er war als Judoka aktiv. Auch bei den Pfadfindern war er viele Jahre lang. In den letzten Jahren hat er sich mit dem Radsport angefreundet. „Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr das Stilfser Joch hochzufahren.“ Zuzutrauen wäre es ihm. Abgesehen davon spielt Rosario Scivoli seit über 40 Jahren bei der Wohltätigkeitsbühne Quierschied mit.
Und an die Zukunft denkt er natürlich auch schon einmal: „Ich bin jetzt 56 Jahre alt. Ans Aufhören denke ich noch lange nicht. Aber irgendwo erscheint am Horizont schon der Punkt, an dem ich das Geschäft weitergeben werde.“ Natürlich am liebsten an seine engsten Mitarbeiter, Tochter Julia und Meister Nikita Frol. Bis es soweit ist, werden noch einige Hundert Maßschuhe den Laden in der Dudweilerer Sudstraße verlassen.
Kontakt
Schuhmachermeister Rosario Scivoli
Sudstraße 10
66125 Saarbrücken- Dudweiler
Telefon: +49 – 68 97 – 72 95 32
Fax: +49 – 68 97 – 76 65 45
E-Mail: schuhmachermeister@rosario-scivoli.de
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr
14.00 Uhr bis 18.00 Uhr
oder nach telefonischer Vereinbarung