StartFeatureSaar-Grüne werfen Landesregierung falsche bildungspolitische Prioritäten vor

Saar-Grüne werfen Landesregierung falsche bildungspolitische Prioritäten vor

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Anne Lahoda, Grünen-Kreisvorsitzende im Regionalverband Saarbrücken, und Volker Morbe, stellvertretender Landesvorsitzender und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung der Grünen, kritisieren die völlig überhastete und qualitativ fragwürdige Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien durch die SPD-Landesregierung ebenso wie die fehlende, jedoch dringend notwendige Stärkung der Gemeinschaftsschulen durch das Bildungsministerium.

Zwar stünden die Saar-Grünen der Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien offen gegenüber, so Anne Lahoda und Volker Morbe, doch ergäben sich durch den Beginn von G9 schon im nächsten Schuljahr eine Fülle von gravierenden Problemen. Anne Lahoda: „Ohne Not werden bei G9-Entscheidungen und den bekannt gewordenen Überlegungen des Ministeriums grundlegende Elternrechte verletzt und die Gymnasien einem völlig unnötigen Veränderungsstress ausgesetzt. Dieser wird die pädagogische Arbeit dort in den nächsten Jahren stark behindern. Statt die Erfahrungen der Einführung von G8 vor zwanzig Jahren zu berücksichtigen, wird das neunjährige Gymnasium jetzt im Schweinsgalopp sogar mit rückwirkender Rechtssetzung eingerichtet. Im Sinne des rechtlich gebotenen Vertrauensschutzes wäre es notwendig gewesen, G9 nach gebührender Klärung aller pädagogischen und strukturellen Fragen frühestens ab dem Schuljahr 2023/24 aufsteigend und beginnend mit Klasse 5 umzusetzen, so dass die Eltern bei der Anmeldung über den Weg ihres Kindes zum Abitur hätten entscheiden können. Und wer sein Kind für das kommende Schuljahr an einer Gemeinschaftsschule angemeldet hat, muss die Chance bekommen, sein Kind nun an einem Gymnasium anzumelden!“

Umfangreiche und gewichtige pädagogische und rechtliche Probleme ergäben sich auch aus der angedachten Möglichkeit, dass G8-Schüler*innen der Mittelstufe des Gymnasiums in den nächsten Jahren die Möglichkeit erhalten könnten, freiwillig in den neunjährigen Bildungsgang zu wechseln. Anne Lahoda dazu: „Zusätzliche hohe Mehrkosten zu den schon im Raum stehenden hohen Kosten sind dann durch die Bildung zusätzlicher Klassen und durch zusätzlichen Raumbedarf zu erwarten – hier würden Mittel verschleudert werden, die an anderer Stelle fehlen würden. Insgesamt wäre eine seriöse, genügend Beratungs- und Verhandlungszeit gewährende Beteiligung von Eltern, Schüler*innen, Lehrerverbänden, Schulen und Experten vonnöten, um das pädagogische Profil des neunjährigen Gymnasiums unter Berücksichtigung vielfältiger fachlicher und pädagogischer Aspekte festzulegen.“ Es stehe die Gefahr im Raum, dass den Schulen, die durch die Corona-Maßnahmen seit mehr als zwei Jahren mit hoher Überlast arbeiten mussten, nun weitere unnötige Lasten aufgebürdet werden. Und das, obwohl Corona noch nicht zu Ende sei. Lahoda zusammenfassend: „Das Vorgehen der Landesregierung gleicht eher einem bildungspolitischen Blindflug als einer vorausschauenden durchdachten Planung. Soll hier der Mangel an sonstigen konkreten Vorhaben in der Regierungserklärung der Ministerpräsidentin kaschiert werden?“

Ganz im Gegensatz zum gymnasialen G9-Projekt, dem nach der Wahl alle Aufmerksamkeit gilt und für das hohe Zusatzausgaben eingeplant werden, stehen die Gemeinschaftsschulen derzeit völlig im Schatten der Bildungsdiskussion. Statt der im „Regierungsprogramm“ der SPD von 2022 angekündigten „Qualitätsoffensive an den Gemeinschaftsschulen“ ist im Interview der Bildungsministerin vom 7. Mai 2022 (SZ) nur noch vage die Rede von einer „Unterstützung, die es auch künftig geben wird und die wir mittelfristig ausbauen wollen“. Volker Morbe hierzu: „Angesichts der sehr schwierigen Situation der Gemeinschaftsschulen begrüßen die Saar-Grünen, dass die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in der letzten Woche einen Forderungskatalog zur Stärkung der Gemeinschaftsschulen im Saarland an das Bildungsministerium gerichtet hat. Die pädagogischen Bedingungen an Gemeinschaftsschulen haben sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, was auf jahrelange Versäumnisse der Bildungspolitik zurückgeht. Die Gemeinschaftsschulen wurden von der Großen Koalition im Saarland sträflich vernachlässigt, zahlreiche Brandbriefe belegen problematische Lehr- und Lernbedingungen, Lehrerstellen wurden eingespart, die Klassengrößen nicht reduziert, Förderstunden nicht ausgebaut. Insgesamt haben sich die Rahmenbedingungen nicht nur für Risikoschülerinnen und –schüler, die angesichts des besonders großen Fachkräftemangels im Saarland eine besonders intensive Förderung benötigen, verschlechtert. Deshalb müssen qualitätsverbessernde Rahmenbedingungen wie zusätzliches Lehrpersonal, Verkleinerung der Klassen- und Gruppengrößen und die Senkung der Zahl der verpflichtenden Unterrichtsstunden jetzt im Dialog mit den Schulen und allen Beteiligten geplant werden, damit mit der Umsetzung zügigst begonnen werden kann.“ 

Eine besondere Dringlichkeit bei Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität an den Gemeinschaftsschulen sieht auch Anne Lahoda: „Die in den letzten Jahren durch das IQB (Institut für Qualitätsentwicklung) festgestellten Bildungslücken von zunehmend mehr saarländischen Schülerinnen und Schülern vor allem an Gemeinschaftsschulen müssen durch intensive Förderung überwunden werden. Damit kann die Ausbildungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler verbessert und der hohen Abbruchquote in der dualen Ausbildung entgegengewirkt werden. Ziel muss es sein, durch deutliche Qualitätsverbesserungen in erster Linie an den Gemeinschaftsschulen den jugendlichen Schulabgängern/innen bessere berufliche Perspektiven zu bieten und letztendlich dadurch auch dem Fachkräftemangel im Saarland zu begegnen. Hier brauchen wir dringend neben zusätzlichen Lehrkräften eine vorbehaltlose Diskussion über Maßnahmen zur Leistungsverbesserung unserer Schülerinnen und Schüler. Dabei sollten wir auf die Empfehlungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse des IQB in Berlin, das immerhin auch vom Saarland mitfinanziert wird, zurückgreifen.“

Anne Lahoda und Volker Morbe appellieren an die Bildungsministerin: „Die Einführung von G9 an den Gymnasien muss verlangsamt werden. Unsere Gemeinschaftsschulen hingegen müssen umgehend durch zusätzliches Personal und die Unterrichtsqualität steigernde Maßnahmen in die Lage versetzt werden, das im SPD-Regierungsprogramm enthaltene Motto ‚Allen Kindern. Alle Chancen. Jederzeit!‘ umzusetzen. Die Gemeinschaftsschulen benötigen zusätzliche Lehrkräfte derzeit dringender als die Gymnasien!“

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