Friedrich Schiller, die Musik der Wiener Klassik und die Ambivalenz von Form und Freiheit stehen im Mittelpunkt der Saarbrücker Sommermusik 2018, die am Freitag, 27. Juli, beginnt.
Die Veranstaltungsreihe verbindet jeden Sommer einen literarisch-philosophischen Themenkomplex mit der Musik einer bestimmten Epoche. In diesem Jahr beschäftigt sich das Festival mit der Thematik „Form und Freiheit“, dem Dichter Friedrich Schiller und der Musik der Wiener Klassik um die Komponisten Beethoven, Haydn und Mozart.
Die Spielstätten der Sommermusik sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und haben unterschiedliche Charaktere, die den jeweiligen Aufführungen entgegenkommen. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.
Ensemblekonzert „Wiener Moderne“ zum Auftakt – Konzerte auch im Herbst
Die Sommermusik 2018 beginnt am Freitag, 27. Juli, mit dem Ensemblekonzert „Wiener Klassik“ in der Schinkelkirche in Bischmisheim. Veit Stolzenberger, Solo-Oboist der Deutschen Radiophilharmonie, hat eigens für diesen Abend ein kleines Ensemble zusammengestellt, das neben berühmten Oboenquartett von Mozart auch weitere Werke musiziert.
Zum Abschluss am Mittwoch, 3. Oktober, gibt es ein Orchesterkonzert. Das Kammerorchester Ricercare spielt neben Werken von Mozart und Haydn auch eine Uraufführung des aus dem Saarland stammenden Mainzer Komponisten Bernd Thewes. In seinem neuen Werk setzt sich Thewes dezidiert mit der Formensprache der Wiener Klassik auseinander.
Dazwischen liegt ein dicht gewebtes Musikprogramm vieler unterschiedlicher Ensembles, deren Musiker aus der Region, aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem benachbarten Ausland kommen. Neben ihren Komponistenschwerpunkten konzentriert sich die Sommermusik immer auf bestimmte Instrumente beziehungsweise Instrumentenkonstellationen. In diesem Jahr stehen Bläser – sowohl Holz- als auch Blechbläser – im Mittelpunkt.
Die Saarbrücker Sommermusik will Zusammenhänge zwischen Jazz und Kammermusik aufzeigen. Auch 2018 beinhaltet das Programm wieder beide Musikgenres, darüber hinaus Konzerte, die sowohl das eine, als auch das andere sind. Wie immer wird das Festival von zahlreichen Uraufführungen begleitet. Daneben gibt es kleine Musiktheaterperformances.
Traditionell schließt sich im Spätherbst noch ein kleiner Epilog an. In diesem Jahr gibt es einen szenischen Liederabend mit Claudia Kemmerer und Ralf Peter im Saarlandmuseum. Es folgt ein Figurentheaterstück der französischen Puppenspielerin, Sängerin und Performerin Élodie Brochier um Mozart und den Marquis de Sade im Kleinen Theater im Rathaus.
Friedrich Schiller liefert Inspirationen zur diesjährigen Sommermusik
Form und Freiheit. Friedrich Schiller (1759 bis 1805) verkörpert diese Ambivalenz wie kaum ein anderer. Einerseits steht sein Werk für die strengen Formen der klassischen Dichtung, für die er geradezu stilbildend wird. Andererseits begehrt er immer wieder gegen die politischen Zwänge seiner Zeit auf. Im Vorfeld der französischen Revolution und der demokratischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts ist die Freiheit das große Thema seiner Literatur. Vor allem in seiner Dramatik wenden sich die Protagonisten stets gegen die Unterdrückung der Herrschenden und gegen das feudale System, das Ende des 18. Jahrhunderts sichtlich ins Wanken gerät.
Beethoven – Komponist zwischen Form und Freiheit
Auch in der Musik des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts spielen die beiden gegensätzlichen Begriffe Form und Freiheit eine große Rolle. Die Stilistik der Klassik wird gerne mit einem strengen Formbewusstsein gleichgesetzt. Gerade in der Musik des Klassizismus setzte sich ein grundlegender Formenkodex durch, der teilweise noch bis heute Gültigkeit besitzt. Die prägenden großen Komponisten dieser Zeit haben aber auch schon daran gearbeitet, jenen strengen Formalismus zu überwinden und zu sehr persönlichen Ausdrucksformen zu finden. Am deutlichsten wird das wahrscheinlich bei Beethoven. Als leidenschaftlicher Republikaner stand er nicht nur den Jakobinern nahe, sondern erweiterte auch in einer bis dahin ungekannten Radikalität die Sprache der musikalischen Klassik. Außerdem fand Beethoven zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren Musik, mit der er das gesamte 19. Jahrhundert beeinflusste und das Tor zur Romantik aufstieß. Er war einer der ersten „bürgerlichen“ Komponisten, die sich von der höfischen Kunst lossagten und nur noch den persönlichen Willen als schöpferische Quelle gelten ließen. Die Musik Beethovens ist nicht denkbar ohne Haydn und Mozart, die zwar eher noch in der höfischen Tradition standen, aber ebenfalls die klassischen Formen zu individuellen Sprachen erweiterten.
Die Sommermusik 2018 wirft einerseits ihren Fokus auf die Entwicklung der klassischen Formensprache, insbesondere diese drei großen, in Wien beheimateten Komponisten, andererseits auf die Ideen der bürgerlichen Freiheit. Außerdem beschäftigt sich das Festival mit der Französischen Revolution.
Für die Reihe kooperiert die Landeshauptstadt Saarbrücken mit der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken Ost, der Synagogengemeinde des Saarlandes, der Stadtgalerie Saarbrücken, dem Amt für Stadtgrün und Friedhöfe, dem Hotel Domicil Leidinger, dem Kleinen Theater im Rathaus, dem Theater im Viertel, der Musikschule Saarbrücken, der IniArt, dem Kino Achteinhalb, der VHS Saarbrücken, dem Saarländischen Rundfunk, der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und der Musikakademie Saarbrücken.