Der Saarbrücker Stadtrat ist dagegen, die Mehrheit der Bürger ist dagegen: Zirkusse mit (Wild-)Tieren. So zeigen Meinungsumfragen schon seit vielen Jahren, dass die meisten Menschen Zirkusse mit Tieren ablehnen, weil sie wissen, dass Tiere im Zirkus niemals ein artgerechtes Leben haben können. Dieser Einsicht ist im vergangenen Februar auch der Saarbrücker Stadtrat gefolgt, als er für ein Verbot für Zirkusse mit Wildtieren gestimmt hat. Nur wegen rechtlicher Bedenken gegen sein eigenes Verbot wurde die Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Und so darf auch in diesem Jahr der Weihnachtszirkus wieder in Saarbrücken gastieren.
»In anderen deutschen Städten geht es doch auch, dort werden teilweise seit Jahren keine Zirkusse mit Wildtieren mehr zugelassen«, so Caroline Jung, Vorsitzende von Bündnis für Tierrechte. »Wenn das Wildtierverbot richtig ausgestaltet ist, hält es auch einer Überprüfung durch die Gerichte stand. Das ist bekannt, dass andere Städte ein Verbot erfolgreich durchgesetzt haben. Noch viel besser wäre natürlich eine deutschlandweite Regelung. Leider ist das bisher am Bundesrat gescheitert. Andere europäische Länder sind hier schon weiter und haben seit Jahren keine Zirkusse mit Wildtieren mehr. Der Saarbrücker Stadtrat hat mit seiner Abstimmung für das Wildtierverbot seine Meinung ja auch deutlich kundgetan; er ist da mit der Bevölkerung auf einer Linie – besser geht es fast nicht.«
Der Saarbrücker Weihnachtszirkus benutzt aber nicht nur Wildtiere: Neben Löwen gibt es beispielsweise auch Pferde und Ziegen. »Es spielt für uns keine Rolle, welche Tiere es sind. Im Zirkus werden sie alle in Gefangenschaft gehalten und zur Belustigung missbraucht. Sie alle werden mit Gewalt dazu gebracht, auf Kommando unnatürliche Kunststücke vorzuführen. Kann man sich als Zuschauer daran wirklich erfreuen?«, fragt Jung. »Wir hoffen, dass die Menschen, die sich für Zirkus interessieren, einen Augenblick innehalten und versuchen, es sich vorzustellen, was es für das Leben eines Tieres bedeutet, in lebenslanger Gefangenschaft zu sein, mit einem gebrochenen Willen. Das sollte man sich nicht anschauen und erst recht nicht unterstützen.«
Zirkus geht auch ohne Tiere, das zeigen beispielsweise die Shows von Flic Flac und dem Chinesischen Nationalzirkus: Atemberaubende und unterhaltsame Kunststücke ausschließlich von menschlichen Künstlern. »Das macht den Beteiligten auf beiden Seiten Spaß, das kann man sich guten Gewissens anschauen«, empfiehlt Jung.
Demonstration im Vorfeld der ersten Aufführung des Weihnachtszirkusses:
Zeit: Freitag, 22. Dezember 2017, 18.30 bis 19.30 Uhr
Ort: Käthe-Kollwitz-Straße, 66115 Saarbrücken, gegenüber dem Zirkus auf Burbacher Festplatz
www.buendnis-fuer-tierrechte.de