Die saarländische Landesregierung hat einen dritten Aktionsplan zur Armutsbekämpfung verabschiedet, um das Armutsrisiko im Saarland zu senken. Sozialminister Magnus Jung betonte, dass rund jeder fünfte Mensch im Saarland von Armut betroffen sei, wobei besonders ehemalige Hütten- und Bergbaustandorte wie Völklingen betroffen sind. „In einigen Quartieren hat sich Armut verfestigt, das wollen wir nicht hinnehmen,“ sagte Jung nach einer Kabinettssitzung, die im Perspektivquartier Völklingen „Nördliche Innenstadt“ stattfand.
Quartiersbezogene Armutsbekämpfung
Ein zentraler Aspekt der Strategie ist die quartiersbezogene Armutsbekämpfung. Minister Jung erklärte: „In den Perspektivquartieren sehen wir spezifische Herausforderungen, die wir nur durch ein umfassendes Vorgehen bewältigen können.“ Erstmals arbeiten verschiedene Ressorts wie Arbeitsmarkt-, Sozial-, Wohnungs-, Bildungs-, Wirtschafts-, Umwelt-, und Gesundheitspolitik zusammen, unterstützt von der Saarländischen Armutskonferenz und dem Armutsbeirat.
Im Quartier „Nördliche Innenstadt“ von Völklingen sowie in Neunkirchen-Innenstadt und Burbach wurden bereits Absichtserklärungen unterzeichnet. Bei einem Quartiersspaziergang verschafften sich die Kabinettsmitglieder einen Überblick über die Situation und tauschten sich mit den Bewohnern aus.
Dritter Aktionsplan zur Armutsbekämpfung
Der dritte Aktionsplan wurde in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Armutsbeirat entwickelt und umfasst sieben Handlungsfelder:
- Sozialer und bezahlbarer Wohnraum
- Energiesicherung
- Bekämpfung von Kinderarmut und Förderung von Bildung
- Gute Arbeit und Bekämpfung von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit
- Mobilität und Infrastruktur
- Gesundheit
- Integration
Die Landesregierung betrachtet das Thema Wohnen als einen Schlüssel im Kampf gegen Armut und plant, bis 2027 die Zahl der Sozialwohnungen zu erhöhen. Dies soll durch optimierte Förderprogramme und bessere Konditionen erreicht werden. Auch der Zugang zu Energie für alle Bürger soll unabhängig von ihrer finanziellen Lage gesichert werden.
Perspektivquartier Völklingen
Das Perspektivquartier Völklingen „Nördliche Innenstadt“ umfasst eine Fläche von etwa 0,32 km² mit rund 4.000 Einwohnern, von denen etwa 20% arbeitslos sind. Das Quartier erstreckt sich von der Blumen-, Leh-, Pasteurstraße im Norden, der Bismarckstraße im Süden, der Etzelstraße im Westen und der Hohenzollernstraße im Osten. Zwei angrenzende Bereiche, darunter die Versöhnungskirche und die Mühlgewannschule, wurden ebenfalls einbezogen.
Derzeit werden regionale und lokale Problemlagen analysiert, um ein maßgeschneidertes Quartierskonzept zu entwickeln. Das langfristige Ziel ist es, Armutsrisiken und -folgen über einen Zeitraum von zehn Jahren nachhaltig zu bekämpfen. Eine Netzwerkmanagerin wurde eingesetzt, um die Vernetzung aller Akteure und die Umsetzung des Konzeptes zu koordinieren.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Der Prozess zur Armutsbekämpfung im Saarland soll in den kommenden Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und regelmäßig überprüft werden. Minister Jung betonte abschließend: „Unser Ziel ist klar: Ein Saarland, in dem niemand zurückgelassen wird. Dafür müssen wir jetzt entschlossen handeln.“