Bonn (1. Dezember 2020) Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Behinderung besonders gravierend – auch im Saarland: Hier ist die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung im Oktober um 9,6 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Zwar liegt das Saarland damit unter dem bundesweiten Durchschnitt von rund 13 Prozent, dennoch sind dort insgesamt 2.181 Menschen mit Behinderung ohne Arbeit. Das geht aus dem aktuellen Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes hervor.
Die Studienergebnisse markieren eine deutliche Trendwende. „Seit 2013 verbesserte sich die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung fast stetig,“ resümiert Prof. Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institutes. „Doch die rasant negative Entwicklung in diesem Jahr macht in kürzester Zeit die Erfolge der letzten vier Jahre zunichte.“
Rückschlag mit Langzeitfolgen
Eine Entwicklung, die auch die Aktion Mensch mit großer Sorge betrachtet. Zwar steigt die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung bundesweit langsamer an als die allgemeine Arbeitslosenquote – doch die negativen Folgen der Corona-Pandemie dürften für Arbeitslose mit Schwerbehinderung deutlich länger andauern. „Haben Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz erst einmal verloren, finden sie sehr viel schwerer in den ersten Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung,“ erklärt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Das gilt auch für das Saarland – im Durchschnitt suchten arbeitslose Menschen mit Behinderung hier schon letztes Jahr 106 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung.“
Bundesweiter Anstieg der Arbeitslosenzahlen
Von der negativen Arbeitsmarktentwicklung infolge der Corona-Pandemie sind durchweg alle Bundesländer in Deutschland betroffen. Den höchsten Anstieg an arbeitslosen Menschen mit Behinderung verzeichnen jedoch Bayern mit 19,1 Prozent und Hamburg mit 18,9 Prozent. Auch in Baden-Württemberg und Hessen sind die Werte mit 16,4 und 16,2 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch (Vergleichszeitraum Oktober 2019 und 2020). Hier zeigt sich der Studie nach eine Überlagerung der coronabedingten Konjunkturkrise mit der ohnehin anhaltenden Strukturkrise, die beispielsweise in der Automobil- und Automobilzulieferungsindustrie deutlich spürbar ist. Regionen wie Hamburg sind dagegen stark vom Tourismus geprägt und verzeichnen deshalb in der aktuellen Krise einen großen Verlust von Arbeitsplätzen, von dem auch viele Menschen mit Behinderung betroffen sind.
Nach dem Ende der Corona-Pandemie wird es eine geraume Zeit dauern, die durch das Virus verursachten ökonomischen Schäden zu beheben – auch und besonders mit Blick auf die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.