„Ich bin mit Leib und Seele Hühnerfelder.“ sagt Siegfried Mayer, der frisch gebackene Träger der Sulzbacher Bürgermedaille zu Beginn unseres Gesprächs. Die Wortwahl fiel keineswegs zufällig, denn das Backen darf durchaus als ein zentraler Punkt im Leben des Hühnerfelders bezeichnet werden. Doch fangen wir vorne an.
Siegfried Mayer erblickte am 4. Juli 1940 das Licht der Welt. Seine Eltern hatten zwei Jahre zuvor in dem Gebäude des Hotel Dolfi an der Grühlingstraße eine Bäckerei eröffnet und so schien der Lebensweg des Erstgeborenen vorgegeben.
1946 wurde er in Hühnerfeld eingeschult und traf dort auf für ihn prägende Persönlichkeiten wie Pastor Peter Theis, den Gründer der Ketteler-Vereine, und die Heimatdichterin Mathilde Mathis, an deren Würdigung in Form eines Buches im vergangenen Jahr er entscheidenden Anteil hatte. Nach dem Krieg erwarb der Vater das benachbarte Grundstück und begann 1949 mit dem Bau des Gebäudekomplexes, der noch heute die Bäckerei Mayer beheimatet.
1954 beendete er die Schule und begann als Lehrling in der Bäckerei des Vaters zu arbeiten. Drei Jahre später legte er die Gesellenprüfung ab. Als Ältester von sechs Kinder ruhte auf ihm die Erwartung, den elterlichen Betrieb fortzuführen, und so ging er nach Weinheim an die bekannteste und beste Meisterschule seines Gewerks in Deutschland. Vorher jedoch 1962/63 absolvierte er seine Wehrdienstzeit in Koblenz. Es war die Zeit der Kubakrise und Siegfried Mayer empfand seinen Dienst als Staatsbürgerpflicht und begann, sich für eine Laufbahn bei der Bundeswehr zu interessieren. Doch zunächst galt es, den Meistertitel in Weinheim zu erwerben, was er mit Auszeichnung erledigte. Daraufhin erhielt er Jobangebote aus aller Welt, beispielsweise aus Abu Dhabi, aber er hatte in der Zwischenzeit seine
Frau kennen gelernt und so blieb er in Hühnerfeld, nicht zuletzt auch, um seinen erkrankten Vater zu unterstützen.
Aber die Bäckerei füllte ihn nicht aus. „Ich hatte schon früh eine Auge auf eine Tätigkeit als Lehrer geworfen.“ Der Vater hätte einen Berufswechsel nicht verstanden und so erwarb Siegfried Mayer die Fachhochschulreife heimlich in der Abendschule. Doch Gott sei Dank kam sein Bruder Eberhard auf ihn zu und bat ihn, die Bäckerei übernehmen zu dürfen. „Meine moralische Pflicht war damit gegangen.“ und so ließ sich Siegfried Mayer zum Technischen Lehrer ausbilden. 1975 trat er seine Stelle an der Schule am technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrum am Saarbrücker Mügelsberg an, womit sich sein Berufsziel endlich erfüllte.
Der Beruf als Lehrer ermöglichte ihm auch, seine militärische Laufbahn weiter zu führen. Siegfried Mayer hat bis heute an 35 Wehrübungen teilgenommen und jedes Jahr wenigstens zwei Wochen Dienst bei der Bundeswehr absolviert. Viele Jahre davon befehligte er als Hauptmann eine Transportkompanie in Frankreich, dann wechselte er für eine kurze Zeit zu den Amerikanern, um schließlich als Verbindungsstabsoffizier in Halle/Saale seinen Beitrag zur deutsch-deutschen Vereinigung zu leisten. „Diese Zeit war der Höhepunkt meiner militärischen Laufbahn.“ bekennt Mayer freimütig.
Seit 2005 ist Siegfried Mayer in Rente. Aber Ruhestand darf man diesen Zustand nicht nennen. Seine Aktivitäten sind nach wie vor zahlreich. Besonders intensiv bringt und brachte er sich sich im katholischen Pfarrgemeinderat (PGR) Hühnerfeld ein, wo er 40 Jahre lang half, 25 Jahre davon als Vorsitzender. Er ist weiterhin im Arbeitskreis Dialog der Religionen engagiert, stieß die Umbenennung des Hühnerfelder Festplatzes in „Karl-Holzer-Platz“ an und setzte sich für die nächtliche Bestrahlung der Katholischen Kirche in Hühnerfeld ein. Seit Gründung der KAJUKA (Kath. Jugend Karneval) im Jahre 1970 gehörte er der Gesangsgruppe „Die Grühlingsspatzen“ an. An den Neujahrsempfängen der Hühnerfelder Institutionen und Vereine im Hotel „Dolfi“ war er für die „Besinnlichen Worte“ zum Jahresanfang zuständig. Im Jahre 2009 folgte dann auch die Aufnahme in den „närrischen Ehrenrat“.
Was noch kaum jemand wusste: Siegfried Mayer war gelegentlich auch als Fahrlehrer bei der Bundeswehr unterwegs! Zuletzt war seine Enkelin, die am 4. März 18 wurde, seine Fahrschülerin.
Für Sie stand er noch ein Jahr lang als begleitender Fahrer zur Verfügung. Die Prüfung hat sie schon locker geschafft. Bei diesem Lehrer war das auch keine Frage…..