„In St. Wendel tut sich was“, so lautet der Werbeslogan dieser erfolgreichen saarländischen Kommune. Manches wächst aber auch im Verborgenen, ohne große öffentliche Beachtung und entwickelt sich zunehmend zu einem wertvollen Aktivposten in unserer industriellen Gesellschaft. In Zeiten der Energiewende, dem Einzug der Digitalisierung in unseren Alltag und dem Älterwerden unserer Bürger, haben sich viele Probleme aufgestaut, die einer Lösung bedürfen.
Energiespeicher für Wind-und Sonnenenergie, technische Geräte zum Umstellen von fossilen Treibstoffen auf Elektrobatteriebetrieb, Hygiene-und pflegebezogene Geräte und Einrichtungen und vieles mehr. Institute für die Grundlagenforschung, Universitäten und Hochschulen und vor allem die Entwicklungsabteilungen unserer Industrie stehen für den Kern dieser Aktivitäten. Aber auch in unserer bürgerlichen Zivilgesellschaft schlummern viele gute Ideen und wertvolle Lösungsansätze, die es zu heben gilt.
Dieser sehr heterogenen Schar von Schülern, Auszubildenden Handwerkern, Elektrikern, Maschinenbauern, Hydraulikern, Ingenieuren, Chemikern und Ruheständlern um nur einige zu nennen bietet der Der Erfinderclub SIGNO-1-SAAR. eine Plattform zur Weiterentwicklung ihrer Ideen.
Gegründet 2003 durch den Dipl.-Ing. Karl-Josef Schuhmann, Wertanalytiker VDI und REFA-Industrial-Engineer, bietet der Verein allen Tüftlern, Erfindern und Besitzer von guten Ideen eine Unterstützungsplattform.
In nachfolgendem Interview mit SAARNEWS gibt Herr Schuhmann nähere Informationen über die Aktivitäten und Ziele des Erfindervereines SIGNO-1-SAAR.
SAARNEWS:
Herr Schuhmann, Sie sind Leiter des Erfinderclubs SIGNO-1-SAAR in St. Wendel und leiten als Diplom Ingenieur (VDI) diese Ideenschmiede seit vielen Jahren. Was hat Sie dazu bewogen, dieses anspruchsvolle Hobby auszuüben?
K.J. SCHUHMANN:
Ich habe während meiner beruflichen Tätigkeit in Koblenz den dortigen Erfinderclub kennen gelernt und festgestellt, dass so was im Saarland fehlt. Der Vorstand des VDI BV SAAR war der Meinung, dass man so was tatsächlich im Saarland brauche. Aber da nicht alle Erfinder Ingenieure sind, sollte man einen Verein gründen, der alle Erfinder erfassen kann. Statt lange zu suchen habe ich es eben selbst in die Hand genommen.
SAARNEWS:
Welche Qualifikationen müssen Bewerber haben, die sich bei Ihnen um Eintritt in den Erfinderclub bemühen?
Kann man auch Mitglied werden, wenn man keine Erfindungen vorzuzeigen hat und nur eine vage Idee von einer Verbesserung hat?
K.J. SCHUHMANN:
Man braucht KEINE Qualifikation zum Eintritt in den Verein. Man sollte aber Interesse an Technik mitbringen, denn das hilft, Probleme zu erkennen und Lösungen zu kreieren.
Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich Henry FORD zitieren:
„Wir verdienen nicht so sehr an unseren Patenten, sondern mehr an den vielen kleinen Verbesserungen.“.
Doch auch wer sich in Sachen Technik weiterbilden will kann sich bei uns Anregungen holen. Sogar wer keine eigenen Ideen kreieren will und einfach an interessanten Gesprächen teilnehmen will findet bei uns idealen Gesprächsstoff.
SAARNEWS:
Was ist eine Erfindung? Handelt es sich hierbei nur um technische Verbesserungen oder auch um gesellschaftliche Innovationen? Ist demzufolge Martin Luther, der vor 500 Jahren seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen hat, in ihren Augen ein Erfinder?
K.J. SCHUHMANN:
Ich habe dazu meine eigene Vorstellung, die viele nicht teilen werden. Also auch als Katholik halte ich Martin Luther als Erfinder, weil er mit kreativen Ideen dafür sorgte, dass der normale Bürger die Bibel lesen konnte, weil sie in deutschen Worten geschrieben wurde. Er hatte damit eine wichtige Grundlage für das Hochdeutsch der damaligen Zeit geschaffen. Dass er zudem die Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg anschlug, war doch die Erfindung der Plakatwand.
SAARNEWS:
Von der ersten Idee bis zum marktreifen Produkt ist meist ein langer Weg. „(time to market)“ Welche Hilfestellung können Sie den Mitgliedern anbieten?
K.J. SCHUHMANN:
Im Verein ist eine Vertraulichkeit vereinbart, die die Ideen der Teilnehmer zusichert. Dadurch darf jeder seine Idee frei vortragen. Die Teilnehmer der Treffen kritisieren die Lösungsansätze in fairer Weise jedoch auch ehrlich. So weisen wir die Erfinder daraufhin, dass sie in der Öffentlichkeit ihre Idee solange verschweigen sollen, bis sie den Antrag auf Erteilung des jeweiligen Schutzrechtes gestellt haben. Zudem sollen sie recherchieren, ob es denn die Erfindung nicht schon gibt. Wir geben einfache Tipps, wie sie diese Recherchen anstellen können. Auch auf die alternativen Lösungen weisen wir hin. Denn wenn der Erfinder eine Vorrichtung als Metall schütze will, sollte er auf den Schutz aus Kunststoff oder Holz achten, denn sonst könnte ein Nachahmer den Schutz leicht umgehen.
SAARNEWS:
Viele Tüftler und Erfinder von neuen Problemlösungen haben die Befürchtung, dass ihre Neuerungen geklaut werden. Wie sichern Sie Ihren Mitgliedern den Schutz ihres geistigen Eigentums?
K.J. SCHUHMANN:
Da können wir leider nicht helfen, zumindest nicht als Schutzorgan. Aber wir beraten mit einfachen Gefahrenhinweisen wie sie vorgehen sollen. So gibt es u.a. die Möglichkeiten bei SAAR-IS im Hause der IHK die Möglichkeit einer ersten kostenlosen Beratung. Auch an der Patentverwertungsagentur der Universität des Saarlandes werden regelmäßig von den Patentanwälten kostenlose Erstberatungen angeboten. Auch bieten die Patentanwälte oftmals auf Nachfrage ein erstes kostenloses Informationsgespräch an.
SAARNEWS:
Wie bewerten Sie den Betrag von Erfinder Clubs für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region. Wäre es sinnvoll, diese Idee weiter auszubauen, zu einem dichten Netz. Man könnte sich ja vorstellen, dass in jeder größeren Gemeinde und im Bereich der Großregion Saar-Lor-Lux eine Aktivität nach dem Muster des Erfinderclubs SIGNO aufgebaut wird.
K.J. SCHUHMANN:
Also genau so stelle ich mir die zukünftige Arbeit unseres Vereins vor. Aber im Ernst, das wäre wohl doch zu viel ehrenamtliche Aktivität. Und Trotzdem werden wir in der Sache in dieser Richtung weitergehen. So werden wir in diesem Jahr in Forbach (Frankreich) eine Veranstaltung durchführen um mit den Erfindern des Nachbarlandes Kontakte aufzubauen. Das Gleiche haben wir auch für 2018 in Luxemburg vor. Ich möchte erwähnen, dass wir bereits Mitglieder aus diesen beiden Nachbarländern haben. so sind wir bereits multinational aktiv.
Was wir uns zudem wünschen ist, dass auch die Wirtschaft bei uns nachfragt, ob wir Ideen zur Gestaltung neuer Produkte anbieten können, damit wir mithelfen können, neue Arbeitsplätze zu gestalten. Denn wir sind derzeit eine Gruppe erfahrener Erfinder, die es sich u.a. als Ziel gesetzt haben, ihren Kindern und Enkeln eine Arbeitswelt zu schaffen, die ihnen ermöglicht, ihren Lebensunterhalt hier zu verdienen.
SAARNEWS:
Herr Schuhmann: Wir bedanken uns für das Interview!
K.J. SCHUHMANN:
Auch ich danke Ihnen recht herzlich für die Möglichkeit, unsere Arbeit vorzustellen.
Im Juli 2007
Rainer Kuhn
(Der Autor ist selbst Diplom Ingenieur Maschinenbau und Inhaber mehrerer Industriepatente)