Die mediale Aufmerksamkeit war gigantisch. Zumindest für eine Partei, die den Umfragen entsprechend gegenwärtig irgend zwischen „13 und 15 Prozent“ einzuordnen ist. Vielleicht ist die Krise der ältesten Partei Deutschlands aber auch deshalb so interessant, weil man immer mit poppigen News rechnen kann. Lutz Vanderhorst (heute show) war jedenfalls vor Ort und dürfte einiges eingesammelt haben, was wir morgen abend aufgetischt bekommen.
Von den Kandidaten verabschiedeten sich gleich in der Vorstellungsrunde schon einmal Simone Lange und Alexander Ahrens. Die beiden Bürgermeister/innen aus Flensburg und Bautzen machen Platz für Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. Ein Auftakt nach Maß, also.
Die Vorstellungsrunde, in der jede Gruppe lediglich 5 Minuten Zeit hatte, sich zu präsentieren, brachte immerhin schon einmal erste Standortbestimmungen. Das Duo Hilde Mattheis (64) und Dierk Hirschel (48) setzt voll auf den Schulterschluss mit den Gewerkschaften, die sich mittlerweile nicht selten im Lager der LINKE besser aufgehoben fühlen. Karl Lauterbach und Nina Scheer bemängelten, dass programmatisch bei der SPD alles in Ordnung sei, man allerdings dem Koalitionsfrieden zuliebe zu viele Kompromisse einginge. Ihre Stoßrichtung: Die Koalition verlassen!
Die Duos Olaf Scholz und Nina Scheer / Boris Pistorius und Petra Köpping verwiesen darauf, dass die SPD trotz ihrer schlechten Umfragewerte wichtige Gesetzesvorhaben durchgebracht habe. „Wo ständen wir, wenn die SPD in den vergangenen 20 Jahren nicht mitregiert hätte?“ fragte sich Pistorius. Scholz hingegen, gab sich präsidial und betonte, dass man an diesem Abend habe sehen können, dass die SPD viele Facetten habe, aber dennoch alle an einem Strang zögen.
Damit dürfte er recht gehabt haben. Die SPD präsentierte sich als lebendige, ideenreiche Volkspartei, in der viele ihren programmatischen Platz finden könnten. Zumindest in Saarbrücken dürften allerdings viele Besucher der Veranstaltung dem linken Lager näher gewesen sein. Der Neunkircher SPD-Stadtrat, Claus Hoppstädter, brachte dies so zum Ausdruck: Ein Zusammenwirken von progressiven Linken, Grünen und der SPD könnte eine andere Politik und neue Wähler bringen. Sein Favoritenteam heißt deshalb Lauterbach/Scheer.
Deren zentrales Thema hieß „soziale Absicherung“. Lauterbach beschrieb eine ganz dunkle Zukunft, in der durch die Digitalisierung etwa ein Drittel der Arbeitsplätze verloren gehen. Zwar entstünden auch wieder neue, nur eben nicht in Deutschland. Diese gigantische Herausforderung gelte es zu meistern.
Wer im Dezember tatsächlich den SPD-Vorsitz übernehmen wird, das ließ sich an diesem Abend noch nicht herauslesen. Selbst das etwas antiquiert wirkende Team Stegner/Schwan hatte einige Momente für sich. Es wird eine Richtungsentscheidung sein, welche die 430.000 SPD-Mitglieder zu treffen haben.
Sehen Sie hier unseren Videobeitrag von der SPD-Kandidaten-Vorstellung in Saarbrücken: