Jahrzehntelang blieb das Schicksal zahlreicher St. Ingberter während der NS-Diktatur weitgehend im Dunkel der Geschichte. Im Oktober 1987 erschien eine Schülerarbeit des AMG über die St. Ingberter Juden und 1995 ein Ausstellungkatalog zur Widerstandskämpferin Änne Meier auf dem Buchmarkt. Weitere Auseinandersetzung fanden nicht statt. Nicht nur Juden waren Opfer des menschenverachtenden Dritten Reiches. Es wurden auch politisch Verfolgte, Zigeuner, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und Euthanasie Opfer durch Verfolgung, Vertreibung und Ermordung.
Im Jahre 2014 hat sich der St. Ingberter Stadtrat dazu entschlossen die Schicksale innerhalb unserer Stadt aufzuarbeiten, zu dokumentieren und den Opfern zu gedenken. Es wurde beschlossen sich dem Gedenkprojekt „Stolpersteine“ von Gunter Demnig, das als größtes dezentrales Mahnmal der Welt gilt, anzuschließen. Die Forschungsarbeit und Umsetzung hat in St. Ingbert das Stadtarchiv übernommen. Zahlreiche Schicksale füllen hier nach intensiven Recherchen einige Ordner. Nicht alle Dokumente – auch innerhalb der Stadtverwaltung – wurden vor und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet und dienten so zur Aufhellung der Opferschicksale.
Bei der letzten Stolperstein-Aktion 2016 wurden 16 weitere Stolpersteine vor die letzten Wohnhäuser der Opfer im Bürgersteig verlegt. Mit dem Hasseler Adolf Lambertz wurde erstmals auch ein Opfer in einem Stadtteil geehrt. Eine kleine Messing-Tafel gibt dort im Eingangsbereich Auskunft über die Opfer und ihr Schicksal. In diesem Jahr kommt es am Montag, den 29. Oktober zur Verlegung von sechs weiteren Stolpersteinen an vier verschiedenen Standorten. Gedacht wird dabei nicht nur der jüdischen Familie Singer mit drei Stolpersteinen (Ensheimer Straße 10 um 15.30 Uhr), sondern auch mit Johanna Henn erstmals einem Euthanasie-Opfer (Richard-Wagner-Straße 39 um 15.00 Uhr) und den beiden Widerstandskämpfern Änne Meier (Albert-Weisgerber-Allee 26 um 16.00 Uhr) sowie Jakob Kennerknecht (Wiesenstraße 44 um 16.20 Uhr).