Saarbrücken – Die aktuellen Tarifverhandlungen für das Personal im Hotel- und Gaststättengewerbe des Saarlands kommen nicht voran. Aufgrund erheblicher Differenzen zwischen den Forderungen der Tarifpartner, dem DEHOGA Saarland und der Gewerkschaft NGG – Nahrung-Genuss-Gaststätten Region Saar, haben sich beide Seiten darauf verständigt, die Gespräche erst im kommenden Jahr fortzusetzen.
Trotz der bislang konstruktiven und freundschaftlichen Atmosphäre während der Verhandlungen bleiben die Ansichten über eine neue Entgeltstruktur zu unterschiedlich. Jan Willem Fluit, Verhandlungsführer für den DEHOGA Saarland, beschreibt die Forderungen als unrealistisch und wirtschaftlich nicht umsetzbar, insbesondere angesichts von geforderten Lohnerhöhungen von bis zu 44% in bestimmten Lohngruppen.
Beide Tarifpartner setzen auf politische Impulse in den kommenden Monaten, die die derzeitige Situation klären könnten. Ein zentrales Anliegen von NGG und DEHOGA ist beispielsweise die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen. Zudem werfen globale Ereignisse, wie der Krieg in der Ukraine und der jüngste Konflikt im Nahen Osten, zusätzliche Fragen zu wirtschaftlichen Auswirkungen auf, insbesondere im Hinblick auf Energiepreise, Inflation und Lebensmittelpreise.
Vor der vorübergehenden Unterbrechung der Verhandlungen empfiehlt der Branchenverband seinen Mitgliedsbetrieben, die Gehälter der Mitarbeiter ab November initial um 3 bis 3,5 Prozent zu steigern. Dieses Angebot hatte der Verband bereits der Gewerkschaft NGG unterbreitet. Jan Willem Fluit betont, dass es nicht im Interesse des Verbandes ist, dass die Mitarbeiter unter dem Tarifstreit leiden.
Das saarländische Gastgewerbe hat durch die Pandemie erhebliche wirtschaftliche Rückschläge erlebt, wobei ein Viertel der gastronomischen Unternehmen im Saarland zwischen 2019 und 2021 verloren ging. Viele Betriebe haben sich noch nicht von diesen Einbußen erholt und die allgemeinen steigenden Kosten verschärfen die Lage. Fluit äußert den Wunsch, dass die Arbeitnehmervertreter die aktuelle Situation berücksichtigen und im neuen Jahr realistische und wirtschaftlich sinnvolle Vorschläge unterbreiten.