Ein Beitrag aus dem aktuellen INGO
Auf Wunsch der St. Ingberter Stadtverwaltung hat vor einiger Zeit eine Agentur ein Konzept ausgearbeitet, das in einer 18-seitigen Broschüre auf die vielfältigen Attraktionen hinweist, die die Stadt St. Ingbert für Touristen zu bieten hat. Das touristische Potential, das dabei aufgezeigt wird, klingt sehr vielversprechend und zukunftsträchtig. Aber bis zur Umsetzung dieser Visionen müssen noch eine Menge Details bewältigt werden, hinter denen bei solchen Wunschträumen bekanntlich der Teufel steckt.
Die Tourismus-Agentur hat für die St. Ingberter Tourismus-Werbung den Slogan „Charmant vom Stiefel bis zum Turm“ vorgeschlagen, womit offensichtlich die touristische Achse zwischen dem Turm der Brauerei Becker und dem St. Ingberter Hausberg gemeint ist.
Während der Becker-Turm bereits jetzt alle Voraussetzungen für ein touristisches Leuchtturmprojekt besitzt, ist der „Stiefel“ von dieser Qualifikation noch weit entfernt, obwohl er neben landschaftlich reizvollen Wanderwegen eine Fülle von historischen Relikten aufweist, die für das Saarland einmalig sind. Doch um diese Vorzüge zu genießen, muss man erst einmal den etwa 400 Meter hohen „Stiefel“ besteigen und das ist mit Problemen verbunden, die für entdeckungsfreudige Touristen schnell im Kreiskrankenhaus enden können, das nicht unbedingt zum Tourismusprogramm gehören sollte.
Wer als Orstfremder sein Auto am Fuße des „Stiefel“ parkt und von dort einem Pfad folgt, der zum Gipfel führt, muss nicht nur sehr trittsicher sein, sondern im Falle eines plötzlichen Strauchelns auch über einen schnell reagierenden Gleichgewichtssinn verfügen. Dieser Pfad, der zu einem touristischen Glanzstück der Stadt St. Ingbert führt, befindet sich nämlich in einem Zustand, den einheimische Spaziergänger und Wanderer etwas drastisch aber durchaus zutreffend als „unter aller Sau“ bezeichnen.
Besonders ältere Leute meiden den Stiefel, was auch die Wirtin der Wanderhütte auf dem Stiefel, Daniela Malter, deutlich zu spüren bekommt.
Als sie 2013 die Wanderhütte als Pächterin übernahm, war der St. Ingberter Hausberg noch das Ausflugsziel zahlreicher älterer Wanderer und Spaziergänger. Die Hüttenwirtin, die vor ihrem Aufstieg auf fast 400 Meter Höhe, die Gäste des Hotel-Restaurant „Die Alte Brauerei“ bedient hatte, verwöhnte ihre neuen Kunden mittwochs, samstags und sonntags mit einer Speisekarte, die viel mehr zu bieten hatte als die sonst übliche Hüttenversorgung, die sich meist auf Erbsensuppe, belegte Brote und warme Würstchen beschränkt.
Das gastronomische Angebot der Stiefeler Hütte ist nach wie vor Spitze.
Die Öffnungszeiten musste Daniela Malter inzwischen aber stark einschränken. Seit zwei Jahren ist die Hütte nur noch an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 10 – 19 Uhr geöffnet.
Gruppen ab zehn Personen können die Hütte aber jeden Tag in Anspruch nehmen und sich für ihre Beköstigung bei Daniela Malter sogar ein mehrgängiges Menü bestellen.
Dieser Sonderservice erfordert allerdings eine rechtzeitige telefonische Vorbestellung unter der Nummer 0173-6347587.
Mit diesem Sonderangebot hat sich die 34-jährige Hüttenpächterin einen Ausgleich für die reduzierte Zahl der älteren Gäste geschaffen, von denen aber einige nach wie vor zu ihren Stammgästen zählen.
Warum aber meiden seit längerer Zeit ältere Spaziergänger und Wanderer den Aufstieg zum „Stiefel“, der nach wie vor als das bekannteste Ausflugsziel der Stadt St. Ingbert gilt?
Daniela Malter hat dafür eine einleuchtende Erklärung: „Der schmale Weg, der vom Parkplatz am Fuss des ‚Stiefels‘ zur Hütte führt, ist völlig verwahrlost und älteren Beinen und Füßen kaum noch zuzumuten. Die Hütte lässt sich zwar noch auf Umwegen erreichen, aber auch die werden von der älteren Generation gemieden.“