Bürgerwerkstatt, Teil 2. Bestandsaufnahme. Drei Monate nach der ersten „Bürgerwerkstatt“ zu der Situation im Trenkelbachviertel, in der von der Stadtverwaltung, dem JUZ(Regionalverband) und der GWA Vorschläge unterbreitet wurden, war am Mittwoch Bestandsaufnahme angesagt. Was haben die Maßnahmen gebracht und wie haben sich die Dinge entwickelt?
Polizeichef Müller berichtete über insgesamt bisher 250 Streifeneinsätze, einige Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten. Man habe den bundesweiten Sicherheitstag dazu genutzt, das Viertel genauer unter die Lupe zu nehmen, insbesondere, was den Verkehr anbetrifft. Hier gab es eine Beanstandung in Sachen „Müll“. Man sei mit einem Feuerwehrauto durch die enge Weststraße gefahren und sei geradeso durchgekommen.
Vom Tag der Sicherheit berichtete auch Alesja Hirsch, die Leiterin des Ordnungsamts. Man habe sich vor allem um den ruhenden Verkehr gekümmert und Parkverstöße geahndet. Eine Kontrollfahrt mit einem Löschfahrzeug durch die Weststraße im August sei ebenfalls problemlos verlaufen.
Neu im Kreis öffentlichen Stellen, die sich mit der Problemlage in Hühnerfeld befassen, war Michael Jenal, der Schiedsmann für den Bezirk Altenwald/Schnappach und Hühnerfeld/Brefeld. Er wies darauf hin, dass ein Schiedsverfahren u.a. den Vorteil besitze, dass es nicht öffentlich von Statten gehe. Das Gesprochene bleibe in den vier Wänden und so könne man offen aufeinander zugehen. Wie seine Vorredner bot er seine Hilfestellung an.
Heike Kneller-Luck sprach über die Schwierigkeiten, ein geeignetes, städtisches Gelände für die geplante BMX-Anlage zu finden. In der Straße „Am Brünnchen“, die am Sportplatz in Hühnerfeld endet, gäbe es eine Fläche, deren Herrichtung den Steuerzahler allerdings voraussichtlich 12.000 Euro kosten würde. Als diese Summe genannt wurde, zuckten einige Anwohner sichtbar zusammen. Einer wandte ein: „Was ist, wenn die Kinder nach ein paar Besuchen das Interesse daran verlieren?“.
Zweck der Maßnahmen sei, die Kinder von den Straßen im Trenkelbachviertel wegzuziehen, merkte Bürgermeister Adam an, dem nun einige Damen heftig widersprachen. Das Problem sei nicht, dass die Kinder auf der Straße spielten, sondern, dass sie die Nachbarn terrorisierten. Von lautstarken Beleidigungen über mehrmalige Klingelscherze bis hin zu dauerndem Fußballschießen an Wände und Mauern war die Rede. Man habe seit Jahren alles Mögliche versucht, die Situation zu verbessern, aber es helfe nichts.
Von den als „Störer“ empfundenen Familien war nur eine Partie anwesend. Diesmal allerdings mit dem Familienvater, der sich wegen fehlender Sprachkenntnisse nur schwerlich artikulieren konnte. Er warf den Deutschen teilweise vor, ihn und seine Familie mit „Scheiß Ausländer“-Sprüchen beleidigt zu haben und mahnte an, sich direkt an ihn zu wenden, wenn es Probleme mit seinen Kindern gäbe. Gegen Ende des Treffens gab es einen Austausch zwischen den Parteien. Man zeigte dem Herrn die vor Monaten für die Klärung und Kontaktaufnahme eingerichtete whatsapp-Gruppe und diskutierte miteinander.
Dennoch: Viele Bewohner waren skeptisch. Der Kontakt bringe bestenfalls ein paar Tage Ruhe, dann gehe der „Terror“ wieder von vorne los. Einige Anwohner kündigten an, dass sie zum letzten Mal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen wollten.
Dem Leiter der Sulzbacher GWA-Stelle, Andreas Neumüller, könnte eine wichtige Rolle in dieser Angelegenheit zukommen. Er berät und spricht mit den Familien und verwies auf die problematischen Platzverhältnisse, die letztlich auch dazu führten, dass die Kinder bis spät abends auf der Straße spielten. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die Familie, die nicht an diesem Treffen teilgenommen hat, sich mit dem Gedanken trägt, sich eine andere Behausung zu suchen, auch um der räumlichen Beengtheit zu entkommen.