Spätestens nach dem großen Pokalerfolg aus der letzten Saison hat ganz Fußball-Europa vom 1. FC Saarbrücken gehört. Doch die langjährige Geschichte des saarländischen Traditionsvereins ist um ein Vielfaches ereignisreicher und umfasst einige Momente, die die Blau-Schwarzen wahrhaft einzigartig machen.
Erster Viertligist im Pokal-Halbfinale
Obwohl die Blau-Schwarzen auch zuvor das DFB-Pokal-Halbfinale (zuletzt 84/85) erreicht haben, hat man damit in der Saison 19/20 deutsche Fußball-Geschichte geschrieben. Mit Siegen gegen Jahn Regensburg, den 1. FC Köln, den Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf wurde der 1. FC Saarbrücken nämlich der erste Viertligist im Pokal-Halbfinale. Ein Spiel für die Ewigkeit war vor allem das Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf, das erst in einem Elfmeter-Krimi entschieden wurde. Der Held der Blau-Schwarzen war der Torwart Daniel Batz, der nicht nur einen Strafstoß aus dem Spiel heraus parierte, sondern auch vier weitere im Elfmeterschießen hielt.
Um das Ausmaß dieses Erfolgs komplett zu verstehen, muss man wissen, dass bislang bloß acht Mal ein Verein unterhalb der 2. Bundesliga im Pokal-Halbfinale stand – inklusive des erneuten Halbfinal-Einzugs der Blau-Schwarzen in der Vorsaison.
Die Chancen für eine neue Pokal-Sensation dieser Art stehen auch in der laufenden Saison nicht besonders gut, da nur drei Vereine unterhalb der 2. Bundesliga im Wettbewerb verblieben sind. Doch trotzdem ist es durchaus sinnvoll, neue Wettanbieter in der zweiten Pokalrunde mit Außenseiterwetten zu testen. Jedes dieser Teams (Kickers Offenbach, Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld) spielt Ende Oktober nämlich vor heimischer Kulisse – und zwar jeweils gegen einen Zweitligisten. Der Klassenunterschied ist daher nicht allzu groß, sodass man die höheren Quoten seelenruhig in Erwägung ziehen kann.
Die ersten Globetrotter im deutschen Fußball
Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts haben zweifellos einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern des 1. FC Saarbrücken. Gemeint ist damit in erster Linie die Nachkriegszeit, in der sich die Blau-Schwarzen zu den ersten Globetrottern im deutschen Fußball entwickelt haben. Der Grund dafür lag jedoch nicht im Sport, sondern vielmehr in der Politik. Ähnlich wie viele andere Territorien in Europa befand sich auch das Saarland plötzlich in einem anderen Land – und zwar als eine selbstständige Region Frankreichs. Somit war der 1. FC Saarbrücken dazu gezwungen, in der französischen Liga anzutreten.
Doch der saarländische Traditionsverein war dabei alles andere als ein stiller Beobachter. Tatsächlich dominierten die Blau-Schwarzen in der Saison 1948/49 die konkurrenzschwache französische 2. Liga, sodass sie mit 85 Punkten (32 mehr als der Zweitplatzierte) souverän den Meistertitel gewannen. Die Ehrung der sportlichen Erfolge blieb jedoch aus, da den Saarbrücken – aufgrund des Widerstands von Racing Straßburg – der Aufstieg in die Erstklassigkeit untersagt wurde.
Folglich wurde Saarbrücken komplett vom Ligabetrieb in Frankreich ausgeschlossen. Das Ganze erwies sich allerdings als ein Glücksfall. Daraus ergab sich nämlich nicht nur ein internationales Turnier (Internationaler Saarlandpokal 1949/50), sondern auch mehrere europäische Tourneen, die dem Verein einige große Siege (unter anderem 4:0 gegen Real Madrid) und mehr Popularität auf internationaler Ebene bescherten.
Gründungsmitglied der Bundesliga
Bereits im ersten Jahr nach der Rückkehr in den deutschen Fußball (1952) erreichte Saarbrücken das Endspiel um die deutsche Meisterschaft – das man mit 1:2 gegen den VfB Stuttgart verlor. Im Jahr 1955 folgte auch die erste Teilnahme am damaligen Europapokal der Landesmeister (Champions League). Obwohl man sich vom Wettbewerb schon nach der ersten Runde verabschiedete, gilt der Auswärtstriumph im Hinspiel gegen den AC Mailand (4:3; 1:4) als einer der größten Siege in die Vereinsgeschichte.
Aufgrund der guten Leistungen in dieser Zeitperiode sowie einiger anderer Faktoren (geographische Lage, Finanzen, usw.) wurde der 1. FC Saarbrücken zur Premiere der deutschen Fußball-Bundesliga eingeladen und wurde somit zu einem der 16 Gründungsmitglieder dieses Wettbewerbs. Die erste Saison in der neuen Liga (1963/1964) lief jedoch nicht wie geplant, da man letztlich die Klasse nicht halten konnte. Trotzdem wurde der 1. FC Saarbrücken auf diese Weise für immer ein wichtiger Teil der deutschen Fußball-Geschichte.