Mit Unverständnis und Empörung hat Umweltminister Reinhold Jost auf die vom Atomkraftwerkbetreiber EDF geplante Laufzeitverlängerung für das AKW Cattenom auf 60 Jahre reagiert. „Es ist für mich völlig unverständlich, wie man einen störanfälligen Meiler wie den in Cattenom auf so lange Zeit weiter am Netz halten will. Alleine auf Grund der allgemeinen Materialermüdung ist eine Laufzeitverlängerung nicht vertretbar. Und eine Nachrüstung auf den „Stand der Technik“ ist, wie wir wissen, technisch nicht möglich“, so Jost.
Vollkommen ausgeschlossen sei die Nachrüstung auf das Niveau heutiger europäischer Sicherheitsstandards, die etwa bei dem derzeit in Bau befindlichen Europäischen Druckwasserreaktor in Flamanville in der Normandie realisiert werden. Zu diesen technisch bedeutenden Standards gehöre insbesondere die deutlich robustere Einhausung des Lagerbeckens für abgebrannte Brennelemente. Beim Supergau im japanischen Fukushima war die zu schwache Auslegung des Lagerbeckengebäudes mit Ursache für die ungeheuer hohe Freisetzung an hoch radioaktiven Stoffen.
Jost: „Nach unserem Hause vorliegenden Informationen wird eine nachträgliche Verstärkung der Einhausung des Lagerbeckens für abgebrannte Brennelemente in Frankreich als technisch nicht möglich und wirtschaftlich nicht vertretbar eingestuft. Das heißt, der Reaktor in Cattenom ist ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung und die Umwelt, und er wird es noch viele Jahre bleiben. Sofern die Politik in Frankreich nicht zu einem Umdenken bewegt werden kann.“
Ihn bestärke dies darin, weiterhin alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Abschaltung zu erreichen, betont der Minister. Eine Klage gegen den Weiterbetrieb des Atomreaktors werde von saarländischer und rheinland-pfälzischer Seite derzeit geprüft. Ein von den beiden Ländern in Auftrag gegebenes sicherheitstechnisches Gutachten liegt demnächst vor.