Die etablierten Parteien haben sich umfassend zum Eierskandal geäußert. Man darf vermuten, dass der Umgang mit diesem neuen Lebensmittelskandal laufen soll wie bei vielen anderen: Irgendwo fällt das Problem auf. Die Wellen schlagen hoch. Erste Produkte werden aus dem Handel genommen und vernichtet. Weitere Fälle kommen ans Tageslicht. Noch mehr Produkte werden aus den Regalen geräumt. Es wird Aufklärung betrieben. Manche Verursacher werden zur Verantwortung gezogen.
Während der ganze Skandal hochgekocht wird, gehen die Umsätze zurück. Doch schlussendlich gibt es neue Nachrichten, die die Welt bewegen. Der Lebensmittelskandal gerät in Vergessenheit und vieles geht weiter wie bisher.
»Warum gehen wir nicht mal einen Schritt weiter?«, fragt sich Patrick Spies, der Vorsitzende der V-Partei³ im Saarland. »Den Verlauf aufzuarbeiten und die Verursacher zur Verantwortung zu ziehen ist natürlich wichtig. Aber wir sollten auch mal fragen: Wer braucht überhaupt Eier? Wollen wir wirklich weitermachen wie bisher?«
Er verweist darauf, dass die Produktion von Eiern ineffizient und unethisch ist. Mehr als 80% des eingesetzten Futters werden von den Hühnern verstoffwechselt. Man muss einem Huhn also Futter mit so vielen Kalorien wie in fünf Eiern geben, um ein einziges Ei dabei herauszubekommen. Futter wird mit hohem Energie- und Wassereinsatz und viel Kunstdünger produziert, was alles Umweltschäden nach sich zieht. »Das ist die pure Verschwendung«, so Spies. Produktion und Konsum von Eiern sollten aber nicht nur von der Umweltbilanz her hinterfragt werden.
»Für die Tiere bedeutet die Produktion von Eiern ein Leben voller Qualen«, erläutert Spies. Die Hühner werden alles andere als artgerecht gehalten, haben keinen natürlichen Lebensraum, müssen 300 statt nur 40 Eier im Jahr legen, sind – bei einer natürlichen Lebenserwartung von 20 Jahren – in der Eierindustrie schon nach 12–15 Monaten am Ende ihrer Kräfte. Sie können nicht ausreichend scharren und Sandbäder nehmen, die Körperpflege kommt zu kurz und sie können ihr angeborenes Nestbau- und Legeverhalten nicht ausleben. Eileiter- und Bauchfellentzündungen, Osteoporose, Knochenbrüche, Herzversagen, Fußballengeschwüre und schwere Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung. All das tun wir rund 50 Millionen Tieren allein in Deutschland an. Dazu kommen noch 50 Millionen männliche Küken, die wirtschaftlich unnütz sind und direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert werden – nur weil sie keine Eier legen.
»Auch vor diesem Hintergrund frage ich: Brauchen wir das wirklich? Müssen wir den Tieren solches Leid antun, um Kuchen, Kekse, Nudeln und Pfannkuchen zu machen, die genauso gut auch ohne Eier gelingen? Außerdem steht tierisches Eiweiß, wie es auch in Eiern enthalten ist, in direktem Zusammenhang mit typischen Zivilisationserkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und vielem mehr. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist viel gesünder – für Menschen, Tiere und Umwelt.«