Das Statistische Landesamt des Saarlandes hat eine vorläufige Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2024 vorgelegt. Die Daten umfassen den Zeitraum bis in den Herbst hinein und decken verschiedene Branchen sowie Arbeitsmarkt- und Preisentwicklungen ab.
Verarbeitendes Gewerbe
Die industrielle Produktion im Saarland befand sich in den ersten drei Quartalen 2024 in einem Abschwung. Steigende Anforderungen an die Umstellung von Produktionsverfahren und im internationalen Vergleich hohe Energiekosten wirkten sich dämpfend auf die Nachfrage und Produktion aus. Besonders die starken Stützen der saarländischen Industrie spürten erhöhten Anpassungsdruck.
Die eingegangenen Aufträge sanken spürbar, vor allem aus dem Ausland, wobei ein einzelner Großauftrag den Rückgang im Inland etwas abmilderte. Sowohl Produktionsleistung als auch Umsätze lagen deutlich unter den Vorjahreswerten. Auch die Beschäftigtenzahl und das geleistete Arbeitsvolumen im verarbeitenden Gewerbe gingen zurück.
Einzelne Teilbranchen konnten sich jedoch dem Negativtrend entziehen. So verzeichneten die Hersteller von Nahrungs- und Futtermitteln höhere Erlöse, angetrieben durch Wachstum im In- und Ausland. Auch die Produzenten von Metallerzeugnissen sowie Betriebe, die sich auf Reparaturen und Instandhaltung von Maschinen konzentrieren, meldeten leichte Umsatzsteigerungen. Einige andere Branchen, darunter der Fahrzeugbau, Maschinenbau und Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren, mussten hingegen deutliche Rückgänge hinnehmen, bedingt durch strukturelle Umbrüche, schwächelnde Märkte und Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Produktpalette.
Baugewerbe und Bautätigkeit
Im Baugewerbe fiel das Ergebnis gemischt aus. Während der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr stieg, ging der nominale Gesamtumsatz leicht zurück. Besonders der Hochbau zeigte deutliche Schwächen, während der Tiefbau, vor allem im öffentlichen Sektor, Zuwächse verbuchen konnte. Insgesamt sorgten hohe Preise für Grundstücke und Bauleistungen für eine spürbare Dämpfung der Bauaktivitäten.
Die Genehmigungszahlen für neue Wohn- und Nichtwohngebäude sanken insgesamt, was sich auch in einem starken Rückgang des geplanten Bauvolumens widerspiegelte. Die durchschnittlichen Baukosten für genehmigte Wohngebäude stiegen, während gleichzeitig die Zahl der geplanten Wohnungen deutlich abnahm.
Energieerzeugung
Die Stromerzeugung im Saarland nahm in den ersten drei Quartalen 2024 stark ab, insbesondere der Einsatz von Steinkohle ging deutlich zurück. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien blieb in etwa auf Vorjahresniveau. Windkraft und Photovoltaik lieferten dabei den Hauptanteil an nachhaltig erzeugtem Strom.
Handel, Gastgewerbe und Außenhandel
Im Einzelhandel ohne Kfz ging der Umsatz leicht zurück. Besonders im Lebensmittelbereich zeigte sich ein Minus, nur im Segment medizinischer Artikel und Kosmetik stieg der Verkauf. Der Kfz-Handel hingegen verzeichnete im bisherigen Jahresverlauf ein moderates Plus.
Das Gastgewerbe meldete etwas weniger Gäste und Übernachtungen als im Vorjahr. In der Folge sanken sowohl die Erlöse in der Beherbergung als auch in der Gastronomie.
Der Außenhandel des Saarlandes war im Untersuchungszeitraum uneinheitlich. Während die Einfuhren stiegen, nahmen die Ausfuhren insgesamt ab. Länder wie Frankreich und Italien orderten weniger Waren aus dem Saarland, während Lieferungen in das Vereinigte Königreich und die Niederlande zulegten. Die Vereinigten Staaten blieben einer der wichtigsten Handelspartner, wobei sich die Ein- und Ausfuhrtrends unterschiedlich entwickelten.
Gründungen, Insolvenzen, Preise und Arbeitsmarkt
Die Zahl der Geschäftsneuanmeldungen im Saarland ging gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Auch die Unternehmensinsolvenzen nahmen im Vergleich zu den Vorjahren wieder zu, blieben aber insgesamt auf moderatem Niveau.
Die Inflation erreichte im September 2024 den niedrigsten Stand seit Mai 2021. Dennoch belasteten besonders steigende Energie- und Lebensmittelpreise die Privathaushalte. Im Durchschnitt der ersten elf Monate lag das Preisniveau deutlich über den Vergleichswerten des Vorjahres.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten blieb trotz rückläufiger Konjunktur relativ stabil und verringerte sich nur leicht. Die Arbeitslosigkeit stieg allerdings bis Ende November im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig war der zunehmende Anteil langzeitarbeitsloser Personen.
Fazit
Insgesamt zeichnete sich für das Saarland im Jahr 2024 ein gemischtes Bild mit negativen Tendenzen im verarbeitenden Gewerbe, rückläufigen Bauaktivitäten und leichtem Gästerückgang im Tourismus ab. Stabilere Segmente, leichte Zuwächse in einzelnen Branchen und ein relativ widerstandsfähiger Arbeitsmarkt verhinderten jedoch ein insgesamt noch stärkeres Abgleiten der Wirtschaftsleistung.