Die öffentliche Resonanz infolge der rassistischen Beleidigung des Journalisten Patric Cordier gegenüber dem Trainer der 2. Mannschaft des 1. FC Saarbrücken, Sammer Mozain, schlug heute hohe Wellen, vor allem natürlich in den sozialen Medien. Dort war die eindeutig überwiegende Meinung, dass Cordier nach diesem Vorfall nichts mehr im Umfeld des FCS zu suchen habe. Wenige andere werteten den Sachverhalt als „einmaligen Fehltritt“.
Diese Haltung scheint auch beim Präsidenten des Vereins, Hartmut Ostermann, vorzuwiegen, denn der Verein verhält sich nach dem Treffen mit Cordier, an dem außerdem Jörg Alt, Jürgen Luginger und Peter Müller teilnahmen, bestenfalls abwartend: „Aufgrund der Vorkommnisse kamen beide Seiten daraufhin überein, dass Patric Cordier seine obligatorische Dauer-Akkreditierung beim 1. FC Saarbrücken für die kommenden beiden Wochen aus eigenem Antrieb ruhen lässt und diese Pause nutzen wird, um den entstandenen Schaden auch im Dialog mit Sammer Mozain wieder gutzumachen.“
Es stellt sich die Frage, ob der Betroffene, der gestern klar und im Gespräch mit uns die Formulierung als „unentschuldbar“ bezeichnete, bei dieser Regelung mitspielen wird. Es soll aber nun von ihm abhängen, ob Cordier wieder ins Stadion und Sportfeld darf. Wird da etwa die Verantwortung verschoben?
Diese Entscheidung dürfte für Unruhe im Verein sorgen, denn schon vor dem Bekanntwerden des „Ergebnisses“ zeigte sich, dass es klare Fronten im Verein gibt. Während sich die Social Media Mitarbeiterin Swenja Welsch durch mal gesetzte, dann wieder entfernte Häkchen unter einen „Pro-Cordier Beitrag“ je nach Opportunität positionierte, scheint es im Aufsichtsrat Überlegungen zu geben, mit einer eigenen Pressemitteilung klare Kante zu zeigen. Auch von Jörg Alt, der sich vor zwei Jahren in einem Beitrag von Cordier wiedererkannte, in dem beschrieben wird, wie „ein älterer Funktionsträger“ Pöbelkommentare in Richtung des damaligen Trainers Kwasniok ruft, ist bekannt, dass er gerne klare Konsequenzen gezogen hätte. Die damalige Aktion des Journalisten hatte geführt dazu, dass Jörg Alt als der Pöbler gehandelt wurde. Dabei hatte Alt den Abend im Ludwigspark ruhig neben Werner Otto, Wolfgang Seel und Egon Schmitt verbracht.
Konsequenzen fordert im Übrigen auch Jasmin Dickerson, DFB-Projektleiterin beim SFV für „Verein(t) gegen Rassismus“. Allerdings vor allem von Cordiers Arbeitgeber: „“Wir beim Saarländischen Fußballverband und ich als Projektkoordinatorin von dem Projekt „Verein(t) gegen Rassismus“ haben absolut keine Toleranz für die rassistische Beleidigung, die Sammer Mozain sich von Herrn Cordier gefallen lassen musste. Auch sind wir enttäuscht darüber, dass die Saarbrücker Zeitung sich zwar von der Aussage, nicht jedoch von der Person, die sie bewusst getroffen hat, distanziert. Wie kann das sein? In Zusammenarbeit mit dem 1. FCS stellen wir uns entschieden gegen solche Aussagen und arbeiten im Projekt auch daran, dass Rassismus nicht mehr gesellschaftsfähig ist. Bei uns jedenfalls, haben solche Verhaltensweisen keinen Platz und verdienen kein Verständnis.“
Die SZ wird angesichts des Aufschreis, den ihre Veröffentlichung erzeugt hat, offensichtlich nervös. FCS Pressesprecher Peter Müller berichtete uns von Anfragen aus ganz Deutschland wegen des Vorfalls. Dabei hätte die Saarbrücker Zeitung die einfache Möglichkeit, die Schärfe aus der Konfrontation zu nehmen, in dem sie Cordier vom 1. FC Saarbrücken abzieht und ihn woanders einsetzt. Auf unsere entsprechende Nachfrage beim Chefredakteur Peter Stefan Herbst erhielten wir jedoch keine Antwort. Es gibt allerdings mittlerweile leichte Anzeichen dafür, dass die SZ von Cordier abrücken könnte. Die Tageszeitung betonte in ihrem „Statement“ doch mehr als deutlich, dass Cordier ein freier Mitarbeiter sei. Es soll Cordier darüber hinaus bedeutet worden sein, dass seine Teilnahme an der heute stattfindenden „Blauschwarzen Nacht“ des Clubs nicht erwünscht sei. Cordier hatte am Morgen noch erzählt, dass er daran teilnehmen wolle, was auf fassungsloses Erstaunen getroffen war. Sein Erscheinen beim inoffiziellen Vereinsfest im Theatre Kunz könnte zu Konflikten führen. Wir werden sehen.
Aber nicht nur diese Situation dürfte für höchste Brisanz sorgen: Sollte Cordier nach zwei Wochen seine Akkreditierung wieder selbst aktivieren, wäre das Spiel bei Viktoria Köln sein erster Termin in Sachen „FCS-Berichterstattung“. Problem: Die Viktoria ist einer von drei weiteren DFB-Partnern im Projekt „Verein(t) gegen Rassismus“. Jasmin Dickerson wird uns morgen im Interview mehr dazu sagen, was sie als Vertreterin des DFB von den Maßnahmen des 1. FC Saarbrücken und der Saarbrücker Zeitung hält.