Angesichts der Meldungen, dass bei ZF in Saarbrücken zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet sein könnten (die Presse berichtete), fordert bunt.Saarbrücken ein deutliches Zeichen der Unterstützung durch die Stadt. Bei einer sinnvollen Industriepolitik geht es weniger darum, mit viel Geld – wie beim saarländischen Transformationsfonds – Unternehmensansiedlungen zu kaufen, sondern bestehende Unternehmen in ihren Entwicklungspotentialen bestmöglich zu unterstützen. Dabei helfen gute Ideen und Unterstützung mehr als Geldkoffer.
Dazu gehört auch die Entwicklung nachhaltiger Innovationen, die gleichzeitig u.a. dem Klimaschutz dienen. Ein innerstädtisches Modellgebiet für autonomes Fahren als Ergänzung oder Ersatz des öffentlichen Personennahverkehrs bietet sich hier an. Gemeinsam mit der Firma ZF könnten Kriterien definiert werden, die eine städtische Infrastruktur erfüllen muss, um autonomes Fahren besser zu ermöglichen. Der Eschberg scheint hierfür geeignet. Der äußere Bereich der Ringstraßen könnte ausschließlich für autonome Fahrzeuge reserviert und dem Individualverkehr entzogen werden. Mögliche Sicherheitsprobleme können so minimiert werden. Im Jahre 2021 sind in Deutschland immer noch 2.562 Menschen im Straßenverkehr tödlich verunglückt. „Ich halte autonomes Fahren unter Sicherheitsaspekten schon heute für leistungsfähiger als individuelles, menschliches Fahren.“ betonte der Sprecher von bunt.Saarbrücken, Frank Lichtlein. Die eingesetzten Methoden der so genannten künstlichen Intelligenz würden schneller und zuverlässiger regieren als so mancher alkoholisierte Unfallverursacher.
Auf dem dicht besiedelten Eschberg ergäbe sich ein Mobilitätsgewinn, der den motorisierten Individualverkehr mittelfristig eindämmen könnte. Durch die Verringerung der Anzahl parkender und fahrender Autos würde sich das Umfeld für die Bewohner*innen sowie für den Rad- und Fußverkehr deutlich verbessern. Der innere Ring des Eschbergs bliebe dem Individualverkehr als Einbahnstraße erhalten.
Die kreuzungsarmen Ringstraßen wären eine Chance für ZF, technische Innovationen im Bereich autonomer Fahrzeuge in der Praxis weiterzuentwickeln. Die noch vorhandenen Kreuzungen müssten durch eine Vorrangsteuerung für autonome Fahrzeuge gesichert werden. Eine sinnvolle Verknüpfung mit der Saarbahn und dem Busverkehr im Umland würde das Projekt abrunden. Damit könnte Saarbrücken einen positiven Beitrag sowohl zur industriellen Entwicklung als auch zur Mobilitätswende leisten.
70% der Kosten im ÖPNV sind Personalkosten. Gleichzeitig besteht ein massiver Mangel a Busfahrer*innen. Autonomes Fahren bietet sich als Lösung an. Hier wäre ein Quantensprung in der Versorgung mit ÖPNV-Leistungen möglich, insbesondere in den Tagesrandzeiten. Perspektivisch ist es unausweichlich, dass Straßenflächen, die derzeit für den individuellen Autoverkehr genutzt werden, schrittweise (neben der Verbesserung des Angebots für den Fuß- und Radverkehr) zugunsten des autonomen Fahrens umgewidmet werden müssen.
„Als der Ottomotor erfunden wurde, hat man ihn nicht in ein mechanisches Pferd eingebaut, sondern ein neues Verkehrssystem entwickelt. Neue technologische Innovationen und ein verändertes gesellschaftliches Bewusstsein machen heute einen solchen Mobilitätswandel möglich“, schloss Frank Lichtlein.