Saarbrücken. – Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa lädt die FrauenGenderBibliothek Saar am Donnerstag, 8. Mai 2025, 18 Uhr zu einem besonderen Geschichtsvortrag ein. Unter dem Titel „Frauen in Abstimmungskampf, Widerstand und Exil 1935‑1945“ zeichnet die Historikerin Prof. Dr. Bärbel Kuhn die oft verdrängten Lebenswege und politischen Kämpfe von Saarländerinnen in einer Schlüsselphase der Regional‑ und Weltgeschichte nach.
Die Veranstaltung ist Teil der Aktionswoche „Historiker*innen für eine demokratische Gesellschaft (hist4dem)“, die bundesweit „ein Zeichen für eine starke und wehrhafte Demokratie“ setzen will. Kuhn gehört zu den Mitbegründerinnen des Netzwerkes, das sich erst jüngst nach massiven Angriffen auf die Demokratie verstärkt zu Wort meldet.
Wieso stimmte das Saarland für Hitler‑Deutschland?
Im Mittelpunkt steht die Saarabstimmung vom 13. Januar 1935. Damals votierten 90,8 Prozent der Wahlberechtigten für die Rückgliederung des durch den Völkerbund verwalteten Saargebiets an das Deutsche Reich, 8,9 Prozent entschieden sich für den Verbleib im Status quo, nur 0,4 Prozent favorisierten den Anschluss an Frankreich. Die Wahlbeteiligung lag bei fast 98 Prozent – ein bis heute viel diskutiertes Ergebnis.
„Die Frage, warum über Parteigrenzen hinweg die Menschen an der Saar so einhellig für die Rückkehr nach Deutschland, selbst ein Nazi‑Deutschland, gestimmt haben, bewegt bis heute die Gemüter und die Forschung“, heißt es in der Ankündigung.
Prof. Kuhn rückt dabei gezielt die weibliche Perspektive in den Vordergrund: Welche Strategien verfolgten Frauen in den Propagandaschlachten zwischen deutschnationalen Verbänden, katholischem Zentrum und antifaschistischen Kräften? Wie organisierten sich Widerständlerinnen nach der Eingliederung – und welche Schicksale erwarteten jene, die ins Exil gingen?
Von Angela Braun‑Stratmann bis zu namenlosen Widerständlerinnen
Die Referentin bringt nicht nur ihr umfangreiches Fachwissen als langjährige Professorin für Geschichtsdidaktik an der Universität Siegen ein; sie schöpft auch aus eigener Forschung zur Regional‑ und Frauengeschichte. 2024 veröffentlichte sie die viel beachtete Biografie „Eigenwillig und freiheitshungrig – Angela Braun‑Stratmann: Politikerin, Journalistin, Feministin“, in der sie die 1944 in Ravensbrück ermordete saarländische SPD‑Politikerin porträtiert.
Seit März 2025 gehört Kuhn zudem dem Vorstand der FrauenGenderBibliothek Saar an. Die Einrichtung in der Großherzog‑Friedrich‑Straße 111 (66121 Saarbrücken) ist daher der passende Ort, um den historischen Bogen von der Saarabstimmung über den Widerstand bis zum Exil zu schlagen.
Eintritt frei – Anmeldung erbeten
Der Eintritt ist kostenlos. Um Anmeldung unter info@frauengenderbibliothek-saar.de wird gebeten.
Mit der Vortragsreihe und begleitenden Diskussionen wollen die Veranstalter zeigen, dass Erinnerungskultur kein Selbstzweck ist. „Der 8. Mai mahnt uns, Demokratie jeden Tag zu verteidigen – damals wie heute“, betont die Initiative hist4dem.