Der Vortrag „Das französische Bildungssystem – Der alltägliche Spagat zwischen egalitärem Anspruch und elitärer Auslese“ am Donnerstag, 21. Juni, 18 Uhr, im Stadtarchiv gibt einen Überblick über das französische Schulwesen. Das Stadtarchiv (Deutschherrnstraße 1, 66117 Saarbrücken) und das Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes haben dazu Dr. Rolf Wittenbrock, den ehemaligen Leiter des Deutsch-Französischen Gymnasiums, eingeladen.
Das Schulwesen in Frankreich ist seit mehr als 150 Jahren in besonderem Maß den republikanischen Grundwerten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ verpflichtet. Vertreter aller politischen Lager bekennen sich zu dieser übergeordneten Zielsetzung, die sich in vier zentralen Prinzipien konkretisiert: das Erziehungswesen soll allen Bürgern gleiche Zugangschancen eröffnen, es soll laizistisch und politisch neutral sein und keine Diskriminierung dulden. Die Gestaltung des Schulwesens wird damit zu einer gesellschaftspolitischen Aufgabe und in der Tat ist der Staat der wichtigste Akteur, der das gesamte System steuert und kontrolliert. Das hat allerdings zur Folge, dass Probleme im Bereich des zentralistisch organisierten Schulwesens immer auch eine politische Dimension von nationaler Reichweite hat.
Der Referent untersucht in seinem Vortrag, ob und in welchem Maß das französische Schulwesen dem egalitären Anspruch auf den verschiedenen Stufen gerecht wird. Er zeigt auch, welche staatlich vorgegebenen Wege es gibt, um eine republikanische Elite hervorzubringen und welche Strategien Eltern bevorzugen, um dabei ihren Kindern individuelle Wettbewerbsvorteile zu sichern. Vor diesem Hintergrund erläutert Dr. Rolf Wittenbrock dann die bereits erkennbaren bildungspolitischen Reformen unter Präsident Macron.
Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen zum Stadtarchiv gibt es unter www.saarbruecken.de/stadtarchiv.