Sulzbach. Als Walter Feick am 25. Mai die „letzte Schicht“ gab, konnten er und seine Frau Ute auf ein langes und erfülltes Arbeitsleben zurückblicken. Die Rente haben sie sich verdient, das ist klar. Doch so ganz ohne Wehmut gehen die beiden nicht, auch wenn sie wissen, dass ihr Geschäft in beste Hände übergeben wird.
Doch beginnen wir am Anfang. Als junger Mann machte der Sulzbacher Junge Walter Feick zunächst eine Ausbildung als Konditor, bis er merkte, dass er den Beruf aufgrund einer Allergie nicht ausüben kann. Dann sattelte er um und ergriff den Beruf des Masseurs mit Ausbildung und Praktikumsstellen im St. Ingberter Kreiskrankenhaus und einer Privatpraxis in Quierschied.
1984 winkte dann das Sportzentrum, wie es damals schon und nun wieder heißt, seiner Heimatstadt Sulzbach. Dort feierte er genau am 15. Mai 1984 die Eröffnung seines Saunabetriebs. Schon damals war Ehefrau Ute immer an seiner Seite. Das Geschäft lief gut und bald stellte sich heraus, dass neben der finnischen Sauna, die auf 83 Grad angeheizt wird, auch Bedarf für die sog. „Biosauna“ vorhanden war. Diese ist mit lediglich 60 Grad besonders für Patienten mit Herz- und Venenerkrankungen (Bluthochdruck) geeignet.
Die Umbaumaßnahmen stellten sich immer als besondere Herausforderungen dar. Die erste Umbauphase vor 12 Jahren beanspruchte dreieinhalb Monate. Auch die einjährige Sanierung des Sportzentrums Mellin war nicht einfach zu meistern, zumal die Politik den Saunabetreibern kurz zuvor noch eine Extra-Rechnung präsentiert hatte: Man erhob den Mehrwertsteuersatz von 7 auf 19%. Der Saunabesuch galt plötzlich nicht mehr als gesundheitsfördernd, sondern als Wellness-, und somit Freizeitmaßnahme.
Die Feicks haben es überstanden und sind glücklich mit der Zeit, die sie im Vopeliusbad verbringen durften. Es sind viele gute Erinnerungen hängen geblieben, wie die an jene Frau aus Dudweiler, die den Spindschlüssel im Mai mitnahm und ihn bei ihrem nächsten Besuch wieder dabei hatte. Das war allerdings ein halbes Jahr später im Oktober. Auch verirrte Mitglieder männlichen Geschlechts, die sich plötzlich in der Frauensauna fanden, weil sie den Wochentag verwechselt hatten, sorgten nicht nur bei den Feicks für Erheiterung.
Und nun ist eben Schicht. Ganz unvorbereitet kommt der Schritt natürlich nicht. Walter Feick hat die 65 erreicht. Und so seit etwa einem Jahr beschäftigte sich das Ehepaar mit der Idee, dem Arbeitsleben Lebewohl zu sagen. „Es war eine richtige Rennerei, mit der Rentenversicherung.“ Irgendwann schließlich stand der Entschluss.
Die 6-Tage Woche wird ausgetauscht gegen eine Zukunft, in der die beiden Töchter und der Schwiegersohn mehr in den Vordergrund treten. „Nein, wir werden keine Weltreise machen!“ sagt Ute Feick bestimmt. Die Familie ist ganz stark mit der Heimat verbunden und hier möchten sie einfach nur die restlichen Jahre genießen.
Auch das zwangsläufig vernachlässigte Hobby von Walter Feick – das Rucksack-Wandern – dürfte nun desöfteren ausgeübt werden. Da kann es schon einmal vorkommen, dass er die Nacht auf Baumstämmen im Pfälzer Wald verbringt und sich morgens am Bach wäscht. Vor Raubtieren fürchtet sich Walter Feick also nicht. Denn er hat ja eines zuhause, das er auch liebevoll so nennt. Es ist ein Dobermann. „Der ist aber ganz lieb zu Menschen…“
Und es gibt noch eine gute Nachricht: Die Sauna bleibt geöffnet. Nach einer kurzen Umbauphase geht der Betrieb wie gewohnt weiter. Die Feicks geben den Stab weiter an Silo Murioglu, den sympathischen Nachbarn vom Café Bistro Relax. Dessen Kinder haben schon bei den Feicks Bilder gemalt als sie klein waren. Die Verbindungen zwischen den beiden Familien sind eng und vielfältig und so wird der Übergang quasi organisch gestaltet.
Kurz vor dem Ende unseres Gesprächs kommt noch eine Kundin zur Massage zur Tür hinein. Walter Feick muss an die Arbeit. Doch bevor er geht, muss er noch eins loswerden: „Ganz wichtig ist, dass Sie schreiben, dass ich meiner Frau für ihre Unterstützung danke. Sie war immer für mich da.“