Fünf Migrantinnen haben in einem Biografie-Projektin Saarbrücken-Burbach ihre Geschichte aufgeschrieben
„Heute bin ich stolz auf meine erlangte Selbstständigkeit innerhalb der deutschen Öffentlichkeit und stolz auf meine Unabhängigkeit vom türkischen Lebensentwurf. Ich habe mir meinen Platz in beiden Gesellschaften erarbeitet, wirklich zu Hause als deren anerkanntes Mitglied fühle ich mich aber weder in der einen noch der anderen Gesellschaft“, schrieb Emine Isgören im Dezember 2015 in ihr Lebensbuch. Mit neun Jahren war Isgören 1982 mit ihrer Mutter und den Geschwistern aus der Türkei nach Saarbrücken-Brebach gezogen, wo ihr Vater in der Hütte Arbeit gefunden hatte.
Isgören hat mit vier anderen Frauen in einem Biografie-Projekt der Gemeinwesenarbeit der Diakonie in Saarbrücken-Burbach ihre Geschichte erzählt. Carola Stahl, Autorin aus Saarbrücken, hat sie mit ihr gemeinsam für ihr Lebensbuch aufgeschrieben. Isgören erzählt darin von den ersten schwierigen Jahren in Deutschland, von Urlaubsreisen in die alte Heimat, von ihrer Verheiratung und der unglücklichen Ehe, von ihren beiden Kindern und der Scheidung von ihrem Mann. Und, dass sie heute froh ist, als „Wanderin zwischen den Kulturen“ ihre gewonnenen Fähigkeiten auch ohne Berufsausbildung im sozialen Bereich an andere Frauen weitergeben zu können. Denn im Biografie-Projekt hat sie nicht nur ihre Geschichte erzählt, sondern Carola Stahl tatkräftig mit Übersetzungen unterstützt.
Fünf Frauen mit türkischen und pakistanischen Wurzeln haben in dem Projekt mitgewirkt. Sie berichten vom Hier- und Dortsein, von ihrem Ankommen und Weitergehen, sie beschreiben ihre Niederlagen und Siege, aber auch ihre Träume. Sie erzählen von ihren kulturellen Wurzeln und von den Bedingungen, unter denen sie sich heute in der deutschen Gesellschaft zurechtfinden und ihre Zukunft entwerfen. Unter dem Titel „Lebensbilder – Erinnerungen von Migrantinnen“ ist aus den Lebensbüchern jetzt ein Leseband entstanden, den das Diakonische Werk (DWSAAR) herausgibt. In einer öffentlichen Lesung in Saarbrücken wurde das Buch nun vorgestellt.
Die fünf Frauen haben ihre Erinnerungen zunächst für ihr ganz persönliches Lebensbuch geschildert. Es wurde in deutscher Sprache verfasst, damit alle, die ihnen nahestehen, von ihrer Geschichte erfahren können. „Vieles was bisher tief im Innern verborgen war, besonders der türkischen Erzählerinnen, verlangte in ihrer Muttersprache ausgedrückt zu werden“, schreibt Carola Stahl in ihrem Vorwort. Deshalb sei es wichtig gewesen, Emine Isgören als kultursensible Dolmetscherin an der Seite gehabt zu haben.
Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung des DWSAAR dankte den fünf Frauen, dass Sie bereit sind, uns an ihrer Geschichte teilhaben zu lassen und Carola Stahl für ihr Engagement in dem Biografie-Projekt. Das Buch ermögliche einen beeindruckenden Einblick in das Leben von Frauen, die nach Deutschland eingewandert sind und dabei manche Hürde überwinden mussten, bis sie in der deutschen Gesellschaft angekommen sind. Es sei ein gutes Beispiel dafür, dass gerade das biografische Erzählen dazu beitrage, die eigene Vergangenheit zu verstehen, sich selbst in der Gegenwart zu verorten, hier Sicherheit und Selbstvertrauen zu gewinnen und einen Entwurf für die Zukunft zu wagen. „Das ist eine wichtige Grundlage zur Integration der Frauen in unserer Gesellschaft“, betont Biehl.
Das Buch ist zum Preis von 9.95 Euro in der Gemeinwesenarbeit in Saarbrücken-Burbach (Tel. 0681/ 761950, Mail: Petra-Junk@dwsaar.de) und im Buchhandel erhältlich ISBN: 978-3-941095-41-0
Die Biografiearbeit und die Publikation wurde aus Toto- Mitteln und durch das Zuwanderungs- und Integrationsbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken gefördert.
diakonie.saarland
Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR, gGmbH, (DWSAAR) ist eine Gesellschaft der evangelischen Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West und zugleich der evangelische Wohlfahrtsverband an der Saar. Das DWSAAR bietet in rund 100 Einrichtungen im ganzen Saarland Menschen Hilfe und Beratung in allen persönlichen Notlagen an. Gefährdete und benachteiligte Familien, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, sozial Benachteiligte, alte und pflegebedürftige Menschen sowie ihre Angehörigen werden betreut, begleitet, unterstützt und ausgebildet. Als kirchliche Einrichtung ist das DWSAAR der Partner evangelischer Kirchengemeinden im Saarland bei sozialen Fragestellungen.