StartRegionalverband SaarbrückenSulzbach/SaarWieviel Verkehr verträgt der Mellinweg?

Wieviel Verkehr verträgt der Mellinweg?

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Im Bauauschuss des Sulzbacher Stadtrates stellte die Deutsche Post Ende April die Einrichtung eines neuen Postzustellungszentrum vor. Lang habe man nach dem richtigen Standort gesucht, führte einer der beiden Repräsentanten aus. Doch die Wahl sei letztlich auf den Mellinweg gefallen. Dort besitzt das Unternehmen bereits eine Verteilstation und 22.000 m2 Gelände, was für das Vorhaben ausreichen würde. Aus momentan 10 Mitarbeitern sollen dann 25 werden.

Grund für die Maßnahme ist die neue Strategie des Unternehmens. Künftig will die Post nicht für Briefe und Pakete gesondert vor der Haustür der Kundinnen und Kunden auftauchen, sondern nur noch einmal am Tag mit beidem. Das schafft Effizenz – und höheren Profit. Auch ökologisch ist alles im Reinen: Das Gebäude, was dort neu entstehen soll, wird ohne Verbrennungsheizung auskommen, mit Solarpanelen bestückt und durch Wärmepumpen beheizt. Selbst das Verteilen der Briefe und Paket wird ohne CO2-Belastung von Statten gehen, denn man setzt auf die Eigenentwicklung „Streetscooter“. Das sind kleine, mit Elektromotor betriebene Transporter, die u.a. von Jost & Pilger in Altenwald gewartet werden.

Mehr Arbeitsplätze, weniger CO2 Belastung, Investition in den Standort Sulzbach – also alles gut? „Nein!“ sagen die Anwohner des Mellinwegs, denn sie befürchten eine Erhöhung des ohnehin schon enorm hohen Verkehrsaufkommens in ihrer Straße. Das Problem erschließt sich schnell: Die Straße ist als Sackgasse ausgelegt. Alle Fahrzeuge, die als Ziel den ALDI, das Gewerbegebiet dahinter oder die Mellinschule haben, müssen rein – und auf demselben Weg auch wieder raus. Eine Anwohnerin hat kürzlich eine Zählung des Verkehrs vorgenommen und ist auf 2500 Fahrzeuge zwischen 8 und 18 Uhr gekommen, davon 80 LKWs. Gerade im Schwertransport sind Zuwächse zu erwarten, denn die Briefe und Pakete werden mit LKWs ins Zustellzentrum angeliefert. Und die Post erwartet im Paketbereich eine deutliche Steigerung der Stückzahlen wie auch in der Ausschusssitzung zu vernehmen war. Ein Trend, der durch die Corona-Maßnahmen massiv verstärkt wurde und wohl auch nicht mehr zu ändern sein wird.

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Mellinschule: Jeden Morgen kommen hier hunderte Kinder an und werden wieder abgeholt. Teilweise unter chaotischen Verhältnissen.

Frank B. (Der Name wurde auf Wunsch des Betroffenen geändert) ist einer der betroffenen Anwohner im Mellinweg. Für ihn bedeutet bereits die jetzige Situation eine nicht mehr akzeptable Belastung. Bei 2500 Fahrzeugen zwischen 8 und 18 Uhr bleiben die Fenster geschlossen. Zwar sei die Straße als 30er Zone ausgewiesen, doch daran halte sich keiner. Tempo 80 sei durchaus auch schon mal drin. Regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen könnte hier schon einmal für eine deutliche Verbesserung der Sicherheit der Schulkinder und der Verringerung der Lärmbelästigung sorgen. Doch die Verwaltung nutze dies nicht. In der Tat hat nach Angaben der Stadtverwaltung seit Januar dieses Jahres keine Kontrolle mehr stattgefunden. Eine Messtafel, die für etwa eine Woche im März im Mellinweg installiert war, musste wieder weichen. Seit dem 16. März ist das Geschwindigkeitsüberwachungsgerät nach Weisung des Innenministeriums aus dem Verkehr gezogen.

B. und seine MitstreiterInnen beschweren sich nicht nur. In einem Schreiben an den Leiter des Sulzbacher Bauamts fassten sie Ihre Sichtweise der Situation noch einmal zusammen und legten konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation vor:

  • Verkehrsberuhigende Maßnahmen z.B. durch fest markierte, baulich begrenzte Parkbuchten und Bodenschwellen
  • Beschilderung als „Durchfahrt verboten, Anlieger frei“ o.ä.
  • Mehrere Zebrastreifen die den Autofahrern verdeutlichen, dass hier Fußgänger (Grundschulkinder!) Vorrang haben
  • Denkbar wäre auch ein Rückbau der Treppe zwischen dem Mellinweg und der Parkstraße, dadurch würde der Eltern-Verkehr zur Gemeinschaftsschule im Mellinweg wegfallen

Außerdem verlangen die Einwohner Einblick in die weiteren Planungen. Bekannt ist, dass nicht nur die Deutsche Post erweitern möchte, sondern dass auch das verwahrloste Gebäude, das an der Abzweigung zu den Tennisplätzen der DJK Hühnerfeld steht, in ein Heim für Betreutes Wohnen umgebaut werden könnte. Weitere freie Flächen stehen zur gewerblichen Nutzung zur Verfügung.

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Im Bauausschuss durften Frank B. und weitere AnwohnerInnen ihre Bedenken äußern und Fragen an die Vertreter der Post richten. Die Ratsmitglieder schienen jedoch von dem Vorhaben des Unternehmens eher angetan zu sein als von der Kritik der Betroffenen. So befürworteten alle Fraktion das Projekt, alle mit Hinweis auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Lediglich die Grünen warfen ein, dass dort weitere Ansiedlungen in Planung seien und die Situation für Schulkinder, Anwohner und Umwelt kritisch betrachtet werden müsse. Andere bedauerten, dass viele Eltern ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren würden.

Das Argument mit dem Schaffen von Arbeitsplätzen hält Frank B. für Augenwischerei: Der Post gehe es ausschließlich um die Steigerung der Effizienz. Arbeitsplätze würden nicht neu entstehen, sondern an anderen Orten wegfallen oder nach Sulzbach verschoben werden. Das sei der einzige Zweck der Maßnahme.

Es gehe aber nicht darum, das Postzustellzentrum zu verhindern, sondern die Verwaltung dazu zu bewegen, die Anwohner zu entlasten. Das ginge etwa durch eine geänderte Ampelschaltung zu den Stoßzeiten (vor allem morgens, wenn die Schülerinnen und Schüler gebracht würden). Stau entstehe im Mellinweg oft dadurch, dass die Eltern nach links in Richtung Stadt abbiegen wollten und wegen des hohen Verkehrs zu dieser Uhrzeit nicht aus der Straße herauskämen. Ein Rechtsabbiegegebot würde auf einfache Weise helfen.

Eine weitere Verschlechterung der Situation wollen die Anwohner nicht hinnehmen. Von dem einstimmigen Beschluss ihrer Volksvertreter zeigten sie sich entsetzt und enttäuscht. Vor einigen Tagen haben sie deshalb einmal einen Warnschuss losgelassen und ihre Autos an der 5 Meter breiten Straße geparkt. Das Chaos sei unmittelbar eingetreten. Noch hoffen sie aber auf ein Einlenken der Politik und einer einvernehmlichen Lösung. Und auf Antworten…

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