In der derzeitigen Diskussion um mehr verkaufsoffene Sonntage hat die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger die Forderung nach einer Ausweitung zurückgewiesen. Sie machte in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Kirchen und Gewerkschaft deutlich, dass die derzeitige Regelung im Saarland nicht zur Diskussion gestellt werden dürfe. „Die Menschen brauchen am Wochenende Zeit für Familie, Zeit für Vereine und Zeit für Erholung. Deswegen ist für mich ganz klar: Es darf zu keiner Ausweitung der verkaufsoffenen Sonntage kommen. Vier verkaufsoffene Sonntag sind genug“, so die Ministerin. Dies müsse gerade in der Vorweihnachtszeit deutlich artikuliert werden, in der die Beschäftigten besonders gefordert sind. Das Gleiche habe auch für die Arbeitszeit der Beschäftigten zu gelten. „Irgendwann muss auch mal Feierabend sein. Deswegen spreche ich mich auch klar gegen eine Ausweitung der Ladenschlusszeiten aus. Die Verkaufszeit von 6.00 bis 20.00 Uhr muss reichen“, führt Wirtschaftsministerin Rehlinger an.
Monika Di Silvestre, Landesfachbereichsleiterin Handel bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft verdi, sagt: „Die meisten Beschäftigten im Einzelhandel sind Geringverdienerinnen. Eine Ausweitung der verkaufsoffenen Sonntage oder der Ladenschließzeiten würde daher vor allem diejenigen treffen, die bereits heute von drängenden Problemen wie Erwerbs- oder Altersarmut betroffen sind. Das kann nicht der richtige Weg sein. Wir begrüßen deswegen ausdrücklich die Botschaft von Ministerin Rehlinger.“
Im saarländischen Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kfz) arbeiten rund 70.000 Personen darunter rund 16.000 geringfügig Beschäftigte. Das entspricht 16,6 Prozent aller geringfügig Entlohnten im Saarland.
Zusammen mit den Gewerkschaften setzen sich die evangelische und die katholische Kirche in der „Allianz für den freien Sonntag“ für die Einhaltung des Sonn- und Feiertagsschutzes und die Begrenzung der Ladenöffnungszeiten im Saarland ein.
Frank Matthias Hofmann, der Beauftragter der Landeskirchen bei der Landesregierung, erklärt: „Wir brauchen einen Rhythmus von Arbeits- und Feiertagen, damit unsere Gesellschaft nicht einem kollektiven Burn-out unterliegt. Zwar müssen auch jetzt viele Menschen am Sonntag arbeiten wie in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei der Feuerwehr. Aber bei den Ladenöffnungszeiten haben wir die Wahl. Wenn wir die Sonntage den Alltagen gleich machen und alle Geschäfte öffnen, dann gibt es nur noch den Gleichklang von sieben Werktagen. Die Gesellschaft lebt davon, dass Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen Zeit miteinander verbringen können: im Gottesdienst, bei Aktivitäten im Sportverein, bei Dorf- und Stadtteilfesten, bei Kulturveranstaltungen.“
Prälat Dr. Peter Prassel, Leiter des katholischen Büros im Saarland, betont: „Seit Jahren sind wir als Katholische Kirche – zusammen mit anderen – Träger der Allianz für den freien Sonntag. Unser Interesse ist es, den Sonntag von Arbeit frei zu halten, nicht nur damit alle die wollen einen Gottesdienst besuchen können. Es muss auch ein gemeinsamer freier Tag bleiben, an dem sich die Menschen treffen können und ihre Gemeinschaft pflegen. Deshalb sind wir für den freien Sonntag, das ist schließlich auch die älteste Sozialgesetzgebung der Welt.“
Die Allianz für den freien Sonntag ist eine gemeinsame Initiative der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft verdi, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) und der katholischen Betriebsseelsorge, des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (KDA) und des Bundesverbandes Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V. (BVEA). Sie ist auf der Bundesebene sowie in Bundesländern und Regionen verankert und wird von zahlreichen Organisationen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen unterstützt.