„Gelernt, flexibel zu sein“
Vikar Yannick Barnekow wird am kommenden Sonntag von Superintendent Christian Weyer zum Pfarrer ordiniert. Es ist die erste Ordination eines Vikars im Saarland seit gut fünf Jahren.
Yannick Barnekow stammt aus Wipperfürth im Bergischen Land. Nach seinem Theologie-Studium an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und in Marburg kam er im Frühjahr 2019 für sein Vikariat in die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken.
Das Vikariat, vergleichbar mit dem Referendariat bei Lehrer*innen, ist der zweieinhalbjährige praktische Teil der Ausbildung zum evangelischen Pfarramt. Begleitet von einem Mentor lernt ein Vikar das Leben einer Kirchengemeinde mit den verschiedenen Aufgabengebieten kennen. Auch mehrere Wochen Seminare und Dienst in verschiedenen Arbeitsfeldern wie der Schule oder im Krankenhaus gehören zum Vikariat.
Die Corona-Pandemie hat Barnekows Vikarszeit stark geprägt. Das rege Gemeindeleben, das er in Alt-Saarbrücken kennerlernte – von einem Moment zum anderen auf Null zurückgefahren. „Ich hatte tatsächlich nur eine Taufe und keine einzige Trauung in zwei Jahren“, berichtet er. Pfarrdienst in Corona-Zeiten, dafür gab es keine Vorbereitung, keine Erfahrungen. Dennoch wolle er die Pandemie nicht allein defizitär begreifen. „Wir haben gelernt flexibel zu sein“, sagt er. Man habe nicht nur das gemacht, was immer schon gemacht wurde, sondern auch einfach überlegt, was geht. Dadurch seien tolle Begegnungen und neue Formate entstanden, wie der Heiligabend als Open-Air. Im Rahmen eines Projekts hat er einen Queer-Gottesdienst mit Jugendlichen gemeinsam vorbereitet und gefeiert.
Die Ordination bildet für ihn nun den Abschluss seiner Ausbildung zum Pfarrer. Während in regelmäßigen Abständen neben- und ehrenamtliche Mitarbeitende zu Prädikant*innen ordiniert werden, sind Ordinationen von Vikar*innen nach Abschluss eines Vollstudiums der Theologie selten geworden. Gerade einmal 20 bis 25 gibt es noch pro Jahrgang in der gesamten Evangelischen Kirche im Rheinland, zwischen Emmerich und Saarbrücken. Nur wenige davon werden im Saarland eingesetzt, die letzte Ordination einer Vikarin fand im Sommer 2016 statt.
Yannick Barnekow wird nicht bleiben. Zum 1. November beginnt er seinen Probedienst in einer Kirchengemeinde in Duisburg, zunächst mit einer halben Stelle, denn daneben möchte er in Frankfurt am Main Ästhetik studieren. „Für mich sind Kirchengebäude Identifikationsträger und sichtbares Zeichen, dass Kirche da ist“, begründet er diesen Entschluss, der in Alt-Saarbrücken reifte. Neben dem praktischen Pfarramt möchte er lernen und forschen, „wie aus einer Kirche des Worts eine Kirche der bewegten Bilder werden kann“.
Aus Saarbrücken wird er vor allem zwei Erfahrungen mitnehmen: die gut funktionierende Ökumene und, dass man ältere Menschen nicht unterschätzen darf. „Eine über 90-jährigere erzählte mir stolz, dass sie meinen Gottesdienst auf Youtube gesehen habe. Ihr Enkel hat ihr dafür die Technik eingerichtet“, erzählt er.
Info:
Die Ordination von Yannick Barnekow beginnt am Sonntag, 17. Oktober, um 15 Uhr in der Alt-Saarbrücker Ludwigskirche (Am Ludwigsplatz). Im Anschluss findet ein Empfang mit Umtrunk statt. Für die Teilnahme am Empfang ist eine Voranmeldung notwendig: Mail: alt-saarbruecken@ekir.de, Tel. 0681-52524. Es gilt die 3G-Regel.
Quelle: Ev. Kirchenkreise an der Saar