(Saarbrücken – 04.01.2023) – Die Zahl der Apotheken im Saarland ist auch im Jahr 2022 weiter gesunken. Zum 31.12.2022 gab es nur noch 273 Apotheken. Dies waren erneut 9 Apotheken weniger als Ende vergangenen Jahres. Die Apothekerkammer des Saarlandes registriert damit bereits im 18. Jahr in Folge einen Rückgang der Zahl der Apotheken. Ein Rückgang, der sich in 2022 sogar beschleunigt hat. In 2004 gab es im Saarland noch 353 Apotheken, mithin 80 mehr als heute. Dazu Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes: „Die für eine sichere Arzneimittelversorgung notwendige Infrastruktur der öffentlichen Apotheke ist seit Jahren staatlich unterfinanziert, bei stetig steigenden gesetzlichen Belastungen und immer neuen versorgungspolitischen Zumutungen. Seit 2004 wurde die Apothekenhonorierung quasi nicht angehoben, die nunmehrige Inflation verbunden mit der Energiekrise lassen befürchten, dass auch in 2023 zahlreiche Apothekenbetriebe für immer ihre Türen schließen werden.“
Im Schnitt versorgt eine Apotheke im Saarland gut 3.600 Patientinnen und Patienten. Erneut Manfred Saar: „Die Politik schaut seit Jahren tatenlos zu, dass immer weniger Apotheken eine immer älter werdende Gesellschaft versorgen müssen. Wir sind nunmehr an einem Punkt angelangt, an dem auch unsere Patientinnen und Patienten den Rückgang deutlich zu spüren bekommen werden. Weniger Apotheken in Gänze bedeuten auch weniger notdienstbereite Apotheken. Gerade im nördlichen Saarland müssen sich Patienten darauf einstellen, zukünftig 25 km und mehr bis zur nächsten notdienstbereiten Apotheke zurücklegen zu müssen.“
Dass der demographische Wandel auch an den Apothekeninhaber:innen nicht spurlos vorübergeht, zeigt eine Auswertung der Altersstruktur. Von den 221 Apothekeninhaber:innen sind 80 Inhaber:innen über 60 Jahre alt. Nochmals Saar: „Die Altersstruktur der Apotheker:innen macht uns sehr große Sorgen. Immer weniger junge Apotheker:innen sind bereit, das wirtschaftliche Risiko einer Neugründung bzw. Übernahme einer Apotheke einzugehen. Wer als angestellter Apotheker bei deutlich geringerer Arbeitszeit und deutlich weniger Verantwortung nicht viel weniger verdient als ein/e Apothekeninhaber:in, wird sich zweimal überlegen, ob er sich selbständig macht. Entweder die Politik steuert hier mit einer deutlichen Anhebung der Apothekenhonorierung entgegen, oder die Politik wird sich Gedanken darüber machen müssen, wer zukünftig eine alternde Bevölkerung wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt. Dass hier die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angedachten Gesundheitskioske sicherlich nicht die erste Wahl sind, müsste sich auch bis nach Berlin rumgesprochen haben.“
Hinweis: Apothekeninhaber:innen haben die Möglichkeit, bis zu vier Apotheken zu besitzen. Im Saarland besitzen 181 Apothekeninhaber:innen jeweils nur eine Apotheke, 40 Apothekeninhaber:innen mehrere. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland bei der Apothekendichte zwischenzeitlich einen Platz im unteren Drittel. Liegt EU-weit der Schnitt bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner, gibt es in Deutschland nur noch 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
Quelle: Apothekerkammer des Saarlandes