Die Rolle der Frauen in der Geschichte des St. Ingberter Eisenwerkes war das Thema eines Rundganges, zu dem die Historikerin Dr. Susanne Nimmesgern eingeladen hatte.
Ohne Katharina Loth (1705-1762) und Sophie Krämer (1763-1833), die nach dem frühen Tod ihrer Ehemänner die Leitung des St. Ingberter Eisenwerkes übernahmen, hätte sich die „Schmelz“ nicht zum wichtigsten und größten Industrieunternehmen dieser Stadt entwickeln können. Dabei stammen die beiden Frauen aus einem sehr unterschiedlichen familiären Milieu. Katharina Loth wuchs unter sehr ärmlichen Verhältnissen auf und konnte noch nicht einmal lesen und schreiben. Doch diese Bildungsmängel glich sie durch ihr Durchsetzungsvermögen und ihre handwerkliche Begabung aus.
Sophie Krämer wurde in eine wohlhabende Saarbrücker Kaufmannsfamilie geboren, die ihr eine umfassende Bildung ermöglichte. Auch sie erwies sich als eine hervorragende Managerin, was damals für Frauen eine äußerst seltene Rolle war.
Ganz auf die Führung des Haushaltes und die Erziehung der Kinder beschränkte sich dagegen die Rolle der Frauen, die mit den Arbeitern des Eisenwerkes verheiratet wa-ren.
In den kleinen Werkswohnungen mussten sie auf einer Fläche von knapp 50 Quadratmetern eine Groß-Familie versorgen, zu der in der Regel ein halbes Dutzend Kinder zählten. Und das alles ohne Waschmaschine, ohne Staubsauger, ohne fließendes Wasser, ohne Heizung und all die anderen Annehmlichkeiten und Hilfsmittel, die heute für eine Hausfrau selbstverständlich sind. Sogar das Brotbacken gehörte damals zu den Aufgaben der Hausfrauen.
Noch heute steht die kleine Backstube auf dem Gelände der Wohnsiedlung „Alte Schmelz“.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bot das St. Ingberter Eisenwerk den Frauen kaum Arbeitsplätze. Erst das 1907 eingerichtete Schlafhaus, in dem während der Woche die auswärtigen Arbeiter untergebracht waren, war auf die Hilfe einiger Frauen angewiesen. Als bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein großer Teil der Belegschaft zum Wehrdienst eingezogen wurde, konnte der Betrieb nur mit Hilfe zahlreicher Frauen fortgeführt werden.
Das gleiche Problem ergab sich während des Zweiten Weltkrieges.
Ab Frühjahr 1942 wurden beim St. Ingberter Eisenwerk auch junge Frauen eingesetzt, die die deutsche Wehrmacht aus den besetzten Gebieten in Russland nach Deutschland deportiert hatte. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bestand die Belegschaft fast zur Hälfte aus Fremdarbeitern.
Anlässlich des 150-jährigen Stadtjubiläums im Jahre 1988 wurde die aus dem russischen Smolensk stammende Nina Stanschenkowa, die 1945 im Alter von 17 Jahren auf der „Schmelz“ als Zivildeportierte arbeiten musste, von der Werksleitung und der Stadtverwaltung eingeladen. Über diese Einladung wurde in den bundesdeutschen Medien ausführlich berichtet.
Zu den Frauen, die zur Geschichte des St. Ingberter Eisenwerkes gehören, zählen auch die Diakonissinen, die 1866 auf Veranlassung der Familie Krämer nach St. Ingbert kamen und bis 1973 in der Krankenpflege und der Kinderbetreuung tätig waren.
Auch das 1873 in der Kohlenstraße eingerichtete Hüttenhospital gehörte zu ihrem Arbeitsfeld.