Der Saarbrücker Osten war schon vor Corona ein spannender Sektor vor allem in Hinsicht auf pulsierendes Nachtleben in der einzigen Großstadt der Region. Nun soll es noch spannender werden: Die Stadt hat das Gelände ausgeschrieben und interessierte Investoren aufgerufen, Konzepte zu erstellen und vorzulegen, wie sie sich die Weiterentwicklung des Geländes vorstellen. Dabei hat die Verwaltung eine Reihe von Vorgaben gemacht, die von den Projektanbietern zu berücksichtigen waren, etwa „ökologisches Bauen, Eigenstromversorgung über erneuerbare Energien, die Begrünung von Dach und/ oder Fassaden oder die Verwendung naturnaher Baustoffe“. Eine Wohnnutzung wurde ausgeschlossen, stattdessen sollen der dort bereits etablierten Kreativ- und Kulturszene Entwicklungsspielräume eröffnet und weitere kulturelle Nutzungen an diesen Ort ermöglicht werden. Zwei Pläne liegen vor, die vieles versprechen, aber unterschiedlicher Natur sind.
Das erste Konzept in der 124-seitigen Verwaltungsvorlage stammt von der St. Ingberter Peter Groß Bau Holding GmbH. Ihr Konzept trägt den Namen „Port Est“ und schlägt den Erhalt und die Sanierung des bestehenden Gebäudes vor. Der Gebäudekomplex soll zusätzlich um ein sechsgeschossiges Holzhochhaus – das höchste seiner Art im Saarland – im Bereich des Flachbaus erweitert werden, so dass sich die Gesamtnutzfläche auf ca.14.000 m² erhöht. Dabei sind einige Besonderheiten vorgesehen: Die zum Wasser ausgerichtete Westfassade soll durch schwebende, kugelförmige Wintergärten, welche auch als Erschließung zwischen zwei Ebenen dienen, erweitert werden. Über Stege kann eine wassernahe Ebene erreicht werden. Die Diskothek ist im Untergeschoss auf Wasserebene angesiedelt. Auf der gegenüber liegenden Saarseite soll ein begrünter Schubleichter eine Holzbühne tragen, auf der Konzerte stattfinden können, die vom Pier aus betrachtet werden können.
Insgesamt plant die Peter Groß Bau Holding GmbH mehr als 37 Millionen Euro in den Standort zu investieren, einschließlich eines Parkhauses für Autos, Fahr- und Lastenräder. In den Gebäuden soll mehr Platz für die Künstlerorganisation Sektor Heimat e.V. bereitgestellt werden, eine KiTa, eine craft beer Brauerei, Ateliers für Handwerker und Künstler und eine Akademie der Groß Gruppe.
Das Projekt der „Greencells Group“ setzt deutlich kleiner an und nennt sich „Kulturgut Ost“. Hier soll ein Investitionsvolumen von 12,66 in eine nachhaltige Umgestaltung des vorhandenen Komplexes fließen. Das Konzept wurde mit dem „Sektor Heimat e.V.“ entwickelt. Fünf Teilbereiche wurden festgelegt von Inklusion, Integration und Begegnung über Kunst und Handwerk, Kultur und Kreativität, Gastronomie und Event zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Eingebettet wird dieses Mix in die bestehenden Gebäude, was einer Nutzungsfläche von 8.400 m² entsprechen wird.
Der Verkehrswert für die Immobilie beträgt knapp 600.000 Euro, die der Stadtkasse zufließen werden. Während der Umsetzung möchte sich die Stadt aber ein gewisses Maß an Einflussmöglichkeiten sichern, danach, so sehen es die Konzepte vor, sollen die Projekte von den Investoren selbst vermarktet und verwaltet werden.
Nach der Vorstellung werden die Konzepte nun in den Ausschüssen beraten und besprochen. Dr. Helmut Isringhaus, FDP-Fraktionsvorsitzender im Saarbrücker Stadtrat, findet die Entwürfe interessant und pfiffig. Isringhaus: „Beide Projekte können den Osthafen erheblich aufwerten und der lebendigen Jugend- und Kulturszene vielfältige Möglichkeiten bieten.“ Er regt an, das Parkkonzept beider Bewerber noch einmal zu überdenken und am Wochenende die dann leeren Parkflächen des benachbarten Möbel Martin zu nutzen, um den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten.
Weitere Informationen:
Konzept Peter Groß Bau Holding GmbH: Anlage 2 Konzept Peter Gross
Konzept Greencells Group: Anlage 3 Konzept Greencells