Am 9. Juli wird der zweite Prozess um den Mord an Samuel Yeboah vor dem Oberlandesgericht Koblenz mit der Urteilsverkündung enden. Der Prozess, der am 27. Februar begann und 18 Verhandlungstage umfasste, behandelt den rassistischen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis am 19. September 1991, bei dem Samuel Yeboah getötet und 20 weitere Hausbewohner verletzt und traumatisiert wurden.
Peter St., der angeklagte ehemalige Anführer der Saarlouiser Nazi-Szene, steht im Mittelpunkt des Verfahrens. Unabhängig davon, ob es zu einer Verurteilung oder einem Freispruch kommt, wird der Prozess als politischer Erfolg gewertet. „Egal ob der angeklagte ehemalige Anführer der Saarlouiser Nazi-Szene Peter St. verurteilt oder freigesprochen wird, das Verfahren selbst war ein politischer Erfolg, den wir erreicht haben. Mit zu diesem Erfolg gehört auch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, eines Opferfonds und eines Anti-Rassismus-Beauftragten durch den saarländischen Landtag. Diese strukturellen wie institutionellen Veränderungen haben wir politisch erstritten“, erklärte Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3.Welt Saar.
Das Verfahren beleuchtete auch das Versagen staatlicher Institutionen im Saarland, die das Verbrechen über drei Jahrzehnte hinweg als Streitereien zwischen Jugendlichen verharmlosten und keine ernsthaften Ermittlungen anstellten. „Letztlich saß bei diesem Prozess auch das saarländische Staatsversagen auf der Anklagebank“, so Röder. In der Regierungszeit von Oskar Lafontaine (SPD) und seinem Innenminister Friedel Läpple gab es rund 20 weitere rassistische Anschläge, die ähnlich bagatellisiert wurden.
Die kontinuierliche Arbeit von Organisationen wie der Aktion 3.Welt Saar, dem Saarländischen Flüchtlingsrat und der Antifa Saar war entscheidend dafür, dass der Fall nach 30 Jahren erneut untersucht wurde. 2020 meldete sich eine Zeugin bei der Polizei, was zu neuen Ermittlungen führte.
Von 2022 bis heute nahm die Aktion 3.Welt Saar an allen 66 Prozesstagen in den beiden Yeboah-Mordprozessen teil und veröffentlichte die Prozessberichte auf ihrer Webseite. „Wir hielten 30 Jahre lang gegen massive Widerstände und Anfeindungen durch viele Aktionen den rassistischen Mord an Samuel Yeboah öffentlich in Erinnerung“, betonte Röder.